Ator – Herr des Feuers (I 1982)

Das italienische Kino hat sich im letzten Jahrtausend durch eine Expertise des Abkupferns hervorgetan; oftmals mit Geschick, häufiger jedoch in herrlich plumper Manier. Ein klassisch-krudes Beispiel aus dem Fantasy-Fundus: „Ator – Herr des Feuers“. Der 1982 vom berüchtigten Joe D’Amato („Man-Eater“) auf die Leinwand geklatschte Abenteuer-Murks ist ein „Conan“-Duplikat vom Scheitel bis zur Sohle. Selbst die Synchronstimme des Titelhelden (Thomas Danneberg) ist in der deutschen Version dieselbe. Das Publikum zog trotzdem mit – und so entstanden bis 1990 drei Fortsetzungen.

Immerhin der Score von Carlo Maria Cordio („Troll 2“) pocht auf Epos. Allerdings fehlt davon abseits der musikalischen Untermalung jede Spur. Dabei ist Ator, gespielt vom US-Import Miles O’Keeffe („Tarzan – Herr des Urwalds“), doch der Sohn des Auserwählten, der eigentlich den Spinnenkult stürzen sollte. Zumindest will es die einleitende Off-Erzählung so. Doch der meditativ Taranteln streichelnde – und mit goldener Schminke verzierte – Thulsa-Doom-Ersatz (Dakar, „Zombie Holocaust“) macht sich als Hohepriester des Großen Geistes daran, das Kind zu töten und wähnt sich bald am Ziel. Doch der Krieger Griba (Edmund Purdom, „Absurd“) hat den Jungen in Sicherheit gebracht und lässt ihn unerkannt von Fremden aufziehen.

Als aus dem Knaben ein kräftiger halbnackter Jüngling mit Bärenjunge als Schoßtier geworden ist, entdeckt er seine tiefen Gefühle für Schwester Sunya (Ritza Brown, „Nur drei kamen durch“), die weit weniger verwerflich erschienen, wenn beide doch um die fehlende Blutsverwandtschaft wüssten. Aber eine Aufklärung über die Leihelternschaft später könnte das Leben mit Dorfhochzeit etc. so schön sein. Wenn, ja wenn da nicht der Spinnenkult wäre. Dessen Krieger überfallen während der Vermählungszeremonie die Ortschaft und richten ein beschauliches Massaker an. Während Ator naturgemäß als einziger überlebt, wird seine Holde von den Unholden verschleppt. Bloß gut, dass kurz darauf der alte Grima wieder auf der Bildfläche erscheint und Ator ausbildet, um den Kampf gegen den Hohepriester und sein Gefolge aufnehmen zu können.  

Da Conan aber eine Amazonenkriegerin zur Seite stand, darf Ator natürlich nicht zu kurz kommen. Da fügt sich Roon (Sabrina Siani, „Mondo Cannibale 3“) ins Bild, die der tumbe Held bereits während seiner ausführlichen Trainings-Intermezzi zu retten versucht. Als er aber in die Fänge ihres Stammes gerät und vor seiner Opferung königlichen Nachwuchs zeugen soll, paktiert Roon mit ihm, um den Spinnenkult zu stürzen. Oder auszuplündern. Unterwegs warten verschiedene Herausforderungen/Gefahren auf das bedingt dynamische Duo: die böse Hexe Indun (Laura Gemser, „Black Emanuelle“) etwa, die Ator eröffnet, dass Sunya die Braut des Großen Geistes werden soll.  Oder ein Wald voller lebender Toter, die unmotiviert durch Kunstnebelschwaden schleichen und die Verfolgten zum Trab durch Höhlengänge anspornen, ehe die Gefahr plötzlich verschwunden ist. Das hätte Conan sicher handgreiflicher gelöst!

Der Mittelteil gerät D’Amato punktuell immerhin solide und hält mit durchaus kerniger Billig-Action bei der Stange. Die abenteuerlichen Episoden (inklusive Spelunkenkeilerei und die Produktionsmittel offenlegendem Zwist mit einem Schattenkrieger) füllen aber lediglich den Raum bis zum Showdown mit dem Hohepriester im archäologisch ausgebuddelten römischen Amphitheater. Dort kommt dann letztlich auch eine mitleiderregend schlecht getrickste Riesenspinne zum Einsatz, neben der O’Keeffe immerhin nicht ganz so blass erscheint. Denn an den schauspielerischen Qualitäten des Hauptdarstellers soll selbst D’Amato wenig Positives gefunden haben. Aber das passt zu einem trashigen Gesamtwerk, das über weite Strecken das nötige Tempo vermissen lässt und sich in der Hauptsache durch eine zerfahrene Story, billige Effekte und derbe Haarteile hervortut. Auch wenn „Ator“ zumindest für ein paar Lachen gut ist, lässt sich der Streifen nicht einmal aus nostalgischer Warte irgendwie schönreden.   

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

scroll to top