Bizarre-Festivals rund ums Millennium, die Fat Stage am Sonntag und der Ghettoblaster spuckte unaufhörlich eine Melo-Core Band nach der anderen heraus. Wer das Duell Kalifornien gegen Schweden nun letztlich gewonnen hat, ist unwichtig. Fakt ist, diese Zeit war gut! Und wer das erlebt und genossen hat, der wird bei ATLAS LOSING GRIP viele Déjà-Vus erleben. Klar, wenn hier ein paar Jungs aus dem Dunstkreis von VENEREA und den SATANIC SURFERS gemeinsame Sache machen.
Rodrigo wie man ihn kennt, auch wenn die Dreads mittlerweile einem Kurzhaarschnitt gewichen sind. Der ehemalige Sänger der SATANIC SURFERS agiert gewohnt kraftvoll, energisch, mit vielen klaren Passagen und ein paar kurzen Ausbrechern. Bereits im Opener „Logic“ zeigt er sein gesamtes Repertoire. Nach instrumentalem Beginn nimmt der Song plötzlich Reißaus und lässt mit einem mal die letzten zehn, zwölf Jahre verblassen. „Bitter Blood“ dann nochmal melodischer, klarer vom Gesang, im Refrain aber auch mit Spitzen und diesen in gewohnter Manier lang gezogenen Passagen.
Die Produktion klingt – vor allem verglichen mit Alben der 90er und jüngeren 00er – deutlich druckvoller. Was aber nicht wirklich überrascht, denn das Finetuning übernahme Jason Livermore, der den Sound diverser US-Punkrockbands (RISE AGAINST, STREET DOGS) in Reihe veredelt. Davon profitiert das Album als Ganzes und bei einem offensichtlichen Hit wie „Different Hearts, Different Minds“ kann man den Bogen von Livermore über RISE AGAINST hin zu ATLAS LOSING GRIP gern und auch zurecht spannen. Melodischer und druckvoller geht es kaum. Fäuste dürfen gereckt und hymnische Refrains im Strudel gleichgesinnter mitgegröhlt werden. Erfahrung, die sich auszahlt, könnte man sagen, denn qualitativ derart hohe Kost ist in diesem Segment nicht mehr an der Tagesordnung. Da halten die Namen wirklich was sie versprechen und die großartige EP im letzten Jahr war alles andere als eine Eintagsfliege. Ganz bestimmt eines der Highlights dieses (Punkrock-)Jahres.
Wertung: (8 / 10)