Astronaut Farmer (USA 2006)

astronaut-farmerEin Mann folgt seinem Traum. Es ist nicht direkt DER amerikanische Traum, mehr EIN amerikanischer Traum. Der Mann heißt Charles Farmer und sein Ziel ist der Weltraum. Erreichen will er ihn über eine Rakete, die er in der Scheune seiner Ranch selbst entworfen und gebaut hat. Für den Ingenieur, den einst nur der Tod des Vaters von der Bestimmung des Astronauten abhielt, kein Kompetenzproblem. Eher eines des Geldes. Die Bank ist kurz davor, sein Land zu pfänden. Woher also sollen die finanziellen Mittel zur Anschaffung von 5.000 Litern Treibstoff kommen?

Billy Bob Thornton („Bad Santa“) ist wieder der sympathische, leicht verschrobene Außenseiter. Das zeigt bereits die Auftaktsequenz, in der er als einsamer Reiter vor einem malerischen Sonnenuntergang posiert. Doch dies sehnsüchtige Westernimage kann nur solange aufrecht erhalten werden, wie Farmers Raumanzug nicht erkennbar ist. Die Bewohner der nahen Kleinstadt halten ihn für einen Spinner. Unterstützung hingegen erhält er durch seine Familie, Frau Audrey (Virginia Madsen, „Sideways“) und die drei gemeinsamen Kinder. Sein Traum ist auch der ihre.

Die Bestellung der gewaltigen Menge Treibstoff ruft die Staatsgewalt auf den Plan. Farmers Vorhaben weckt Argwohn, verstößt gegen den Patriot Act und könnte überhaupt einen unberechenbaren Gefahrenquell bedeuten. Ganz zu schweigen vom Imageverlust der US-Raumfahrtbehörde, gelänge es einem Privatmann, aus eigener Kraft ins All zu starten. Gegen die Mühlen der Mächtigen beginnt sich der Traum zu verwirklichen, angetrieben von einem landesweiten Medienecho, über die Zelebration des familiären Zusammenhalts, an der Schnittstelle von Kitsch und Satire.

„Astronaut Farmer“, ein Gemeinschaftsprojekt der Brüder Michael und Mark Polish („Northfork“), ist eine liebenswerte, obgleich in der beharrlichen Huldigung des freien Geistes etwas angestrengte Tragikomödie. Die Schauspieler sind top, auch Bruce Dern („Monster“) als Audreys greiser Vater Hal und Bruce Willis („Sin City“) als NASA-Vertreter. Der stolzgeschwellte Standard des neuen amerikanischen Independent-Kinos, hier durch eine süffisante Bildsprache aus weiten Landschaften und herzlichen Großaufnahmen gespeist, ergeht sich in eine fast märchenhafte, in der Problemlösung zu naive Dramaturgie. Ein Feelgood-Movie also, gut gemacht, am Ende jedoch eine Spur zu rührselig geraten.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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