Ash vs Evil Dead (Season 2) (USA 2016)

„Cheryl, you’re not supposed to be here. You died when you got branch banged by a demon tree about thirty years ago.” – Familienzusammenführung der etwas anderen Art: Ash

Die Freiheiten, die sich die Macher moderner Serienkonzepte herausnehmen, sind erstaunlich. Zumindest im Bereich der in sich geschlossenen Bezahlkanäle. Während das reguläre TV-Angebot zwar insgesamt mutiger geworden ist, dabei jedoch anhaltend auf konventionelle Formate setzen muss, werden die geschmacklichen Grenzen jenseits der frei zugänglichen Programme bisweilen überraschend drastisch ausgelotet. Bestes Beispiel ist der Pay-TV-Kanal Starz, der zuerst mit „Spartacus“ aufgrund des freizügigen Umgangs mit Sex und Gewalt Aufsehen erregte – und bei „Ash vs Evil Dead“ noch eine gehörige Schippe ‘Guts & Gore‘ drauflegt.

Als Produzenten beider Serien fungier(t)en Sam Raimi und Robert Tapert, die dem Splatter-Klassiker „Tanz der Teufel“ (1981) – und dessen nicht minder zum Kult avancierten Sequels – eine konsequente Fortsetzung bescheren. In dem brilliert B-Choryphäe Bruce Campbell („The Man With the Screaming Brain“) als Dämonen-Killer Ash Williams. Am Ende von Staffel eins handelte der einen Waffenstillstand mit Höllenlegatin Ruby (Lucy Lawless, „Xena“) aus. Der Lohn für Ash und seine Gefährten Pablo (Ray Santiago) und Kelly (Dana DeLorenzo): ein Leben in Ausschweifung in Jacksonville, Florida. Dort nutzt Ash den behänden Umgang mit Schrotflinte und Kettensäge, um bei Studentenpartys mächtig Eindruck zu schinden. Der Frieden ist jedoch nicht von langer Dauer und mit dem Auftauchen neuer Deadites, von dunklen Mächten in reißende Monster verwandelte Menschen, geht das Schlachtfest in die nächste Runde.

Im Bestreben, Ruby ein für alle Mal das Handwerk zu legen, zieht es Ash in seine provinzielle Heimatstadt. Dort sieht sich der aufgrund seiner blutigen Vergangenheit mit dem Spitznamen „Ashy Slashy“ bedachte Anti-Held nicht nur mit dem Argwohn der Bewohner konfrontiert, sondern auch der anhaltenden Ablehnung durch seinen Vater Brock (geliftet und gut gelaunt: TV-Altstar Lee Majors, „Ein Colt für alle Fälle“). Reichhaltige Anlässe zur derb skurrilen Gewaltanwendung sind dabei unweigerlich vorprogrammiert – einschließlich eines haltlos übertriebenen Fäkalienbads in der Leichenhalle. Die mittlerweile sterbliche Ruby hat jedoch mitnichten den Bruch des frisch geschlossenen Pakts im Sinn, sondern braucht Ash und Gefährten, um ihren Gatten, den mächtigen Dämonenfürsten Baal (Joel Tobeck, „30 Days of Night“), zu besiegen.

Die von Genre-Spezialisten wie Michael J. Bassett („Solomon Kane“) vorgelegten 10 Episoden kommen wieder im handlichen Sitcom-Längenformat. Das hält das Tempo konstant hoch und macht großspurige Charakterentwicklungen überflüssig. Zwar werden mit Sheriff Thomas Emery (Stephen Lovatt, „Spartacus: Gods of the Arena“) und dessen Gattin, Ashs alter Flamme Linda (Michelle Hurd, „Blindspot“), weitere neue Figuren eingeführt, deren Bedeutung für das Gesamtkonstrukt bleibt jedoch eher überschaubar. Anders Pablo und Kelly: Während er mit dem Einfluss des Dämonenbuches Necronomicon hadert und von dunklen Visionen geplagt wird, lässt sie ihren Rachegefühlen freien Lauf und zerlegt ihre Gegner mit größtmöglicher Gnadenlosigkeit.

Dreh- und Angelpunkt bleibt jedoch der sympathisch selbstherrliche und um keinen flapsigen Einzeiler verlegene Ash, der sich den späten väterlichen Respekt über blutige Kettensägen-Akrobatik verdient und Einblicke in sein Jugendzimmer gewährt. Im alten Heim gibt es auch ein Widersehen mit Ellen Sandweiss, die im Original Ashs Schwester Cheryl spielte – und hier neuerlich als Deadite in Erscheinung tritt. An willkommenen Gastauftritten mangelt es „Ash vs Evil Dead“ auch im zweiten Anlauf nicht. Ein weitere Beleg ist der Auftritt von Ted Raimi („Midnight Meat Train“) als Ashs trinkfreudiger Buddy Chet. Gerade er bleibt jedoch Ausdruck der (verzeihlichen) Schwäche der Season: die im Verhältnis zur Spielzeit präsentierten Nebenhandlungen nehmen bisweilen mehr Raum ein als notwendig.

Die Vorgängerstaffel wirkte insgesamt straffer und fokussierter. Der Konflikt mit Baal kommt als Träger erst in der zweiten Hälfte richtig zur Geltung. Davor stehen Ashs zwar amüsante, aber doch irgendwie überflüssige Versuche, die Einwohnerschaft mit einem Saufgelage auf seine Seite zu ziehen, sowie die dämonische Besessenheit des geliebten Autos. Seine stärksten Momente erreicht die Geschichte, wenn der in eine Psychiatrie verfrachtete Ash Traum und Realität nicht mehr zu unterscheiden vermag – und natürlich in den Anlehnungen ans eigene Original. Das ist vor allem gen Ende der Fall, wenn es gilt, die Unversehrtheit der Gefährten durch eine Zeitreise zur hinreichend bekannten Waldhütte wiederherzustellen. Dass Ashs einst verlorene Hand dabei momentweise in den Mittelpunkt rückt, macht die Serie auch im zweiten Anlauf zum sicheren, obgleich nicht durchweg begeisternden Fan-Futter.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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