Entwicklung ist wichtig. Im Leben im Allgemeinen und in der Musik im Speziellen. Für Bands und Musiker bedeutet das eine gewisse Herausforderung. Einerseits gilt es, das eigene Soundprofil zu schärfen (vom naturgemäßen künstlerischen Anspruch ganz zu schweigen) und der Zielgruppe andererseits zu bieten, wonach es sie verlangt. Bei ARTERIALS stellte sich im Vorfeld der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „The Spaces in Between“ eine gewisse Grundspannung ein: Würden die Hamburger das raue, das in Teilen unbeherrschte Moment bewahren, oder würden sie sich insgesamt rockiger-melodischeren Strukturen öffnen?
Die Antwort, zumindest auf den zweiten Teil der Frage, ist ein simples, laut ins Mikro gebelltes NEIN. Denn die Hamburger machen (nahezu) genau dort weiter, wo sie mit dem überaus gelungenen Vorgänger „Constructive Summer“ vor zwei Jahren aufgehört haben. Das bedeutet die Bewahrung des sympathisch rotzigen Nebeneinanders von hymnischem Karohemd-Punk in der Manier von THE FLATLINERS oder RED CITY RADIO (zumindest als diese noch vermehrt lärmten) und Hardcore der frühen GOOD RIDDANCE-Schule. Nun wäre es ein Leichtes, diese Ausdrucksform als schnöden Nachbau abzukanzeln. Fair jedoch wäre das nicht. Immerhin werfen ARTERIALS abermals genug eigenständige Akzente in die Waagschale, um die Verkettung bewährter Elemente zur durchweg packenden Angelegenheit zu stempeln.
Die adäquate Einstimmung besorgt der treffliche Opener „Friendship Is a Four-Letter Word“. Mit Melodie, Schmackes und Chören, die zum Fäusterecken animieren, ist der Hörer nach drei temporeichen Auftaktminuten auf Betriebstemperatur. Mit „Faith in Yourself“ wird eine Spur weniger forsch, dafür nicht minder einnehmend nachgelegt, bevor der wuchtige Einminüter „Savage Season“ (wie u. a. auch „Break Your Bones“) die gröbere Kelle auspackt. Das politisch (auf-)richtige „Storm the Fortress“ bildet den nächsten Höhepunkt. Wahrlich keinen einsamen, wie auch das Titelstück, das großartige „Pump the Brakes“ oder „On Greener Hills“ veranschaulichen. Die Entwicklung des Vierers liegt vorrangig darin, in fast allen Belangen eine Spur souveräner und – dank breiterem Melodiespektrum – mitreißender zu wirken. Mission erfüllt, darf man da wohl urteilen.
Wertung: (8 / 10)