Die philosophische Seite der Science-Fiction: In „Arrival“ inszeniert Denis Villeneuve („Blade Runner 2049“) den Besuch außerirdischer Wesen als wissenschaftliche Suche nach dem richtigen Kommunikationsansatz. Entgegen verbreiteter Blockbuster-Strategien bleibt Action dabei rigoros ausgespart. Stattdessen zeichnet der Oscar-nominierte Drehbuchautor Eric Heisserer („Lights Out“) das Bild einer global vernetzten Kontaktaufnahme, deren Spannung aus der Frage nach der Absicht der fremden Kultur resultiert. Denn als an verschiedenen Stellen rund um den Erdball zwölf freischwebende weiße Halb-Obelisken auftauchen, liegen Aufregung und Furcht dicht beieinander.
Die Linguistin Dr. Louise Banks (Amy Adams, „American Hustle“) wird Teil des von Colonel Weber (Forest Whitaker, „Southpaw“) zusammengetrommelten US-Teams. Gemeinsam mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner, „Kill the Messenger“) soll sie in Montana Kontakt zu den undurchsichtigen Besuchern herstellen. Eine Besonderheit liegt, insbesondere gemessen an altbackenen Genre-Klischees, in der physischen Figurierung der Aliens. Deren Körperlichkeit entfernt sich zwischen Elefant und Tintenfisch weit von der gern bedienten menschlichen Anmutung. Noch konsequenter vollzieht sich diese Gegenüberstellung beim kommunikativen Duktus: Während Louise und Ian auf Schrifttafeln setzen, werfen die ob ihrer sieben Fortsätze Heptapoden genannten Kreaturen seltsam verschnörkelte Tintenkreise an eine durchsichtige Trennwand im Inneren des Raumschiffs.
Villeneuve lässt sich Zeit, um das Szenario und dessen Wirkung auszuloten. Herkömmliche Spannungsmomente bleiben rar gesät, nehmen jedoch gegen Ende zu, wenn die in ihrer Suche nach Antworten vernetzten internationalen Kontaktpunkte die Zusammenarbeit abbrechen und vereinzelt – eine Schlüsselrolle fällt dem chinesischen General Shang (Tzi Ma, „24“) zu – zum militärischen Erstschlag tendieren. Dass es Louise und Ian obliegt, eine Antwort zu finden, die über den geistigen Horizont des Menschen hinaus reicht, mag vorhersehbar erscheinen. Trotzdem fasziniert „Arrival“ durch das Zusammenspiel aus bedächtiger Erzählung und visueller Klasse. Die Bilder wirken, wie bei Villeneuve üblich, streng durchkomponiert und ungeachtet des vornehmlich ruhigen narrativen Rhythmus frei von Füllszenen.
Allerdings gibt es vereinzelt Sequenzen, die etwas ungelenk erscheinen. Das offensichtlichste Beispiel ist der erste Versuch von Ian, mit Louise zu flirten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Umschreibung der Figuren rein auf ihre Funktion (oder besser: Profession) ausgerichtet. Das plötzliche Abgleiten auf die persönliche Ebene wirkt entsprechend holprig. Das dahinter stehende Ziel offenbart sich am Ende, wenn Zeit und Raum überwunden werden und auch der filmisch bereits einleitend thematisierte Tod von Louises Tochter eine klare kontextuelle Zuordnung erhält. Die sehenswerte Besetzung, darunter auch Michael Stuhlbarg („Boardwalk Empire“) als Regierungsagent Halpern, trägt die dichte Atmosphäre frei von übertriebenen Gesten. Das typische Bombast-Kino-Publikum dürfte von diesem Ansatz vornehmlich abgeschreckt werden. Wer Film aber noch als forderndes Medium begreift und Unterhaltung nicht allein an Kurzweil festmacht, wird von Villeneuve auch diesmal kunstvoll gepackt.
Wertung: (8 / 10)