„Aaaaaaaaaaaaaarrrrrrggggghhhhhhh!!!!“ ist in italienischen Fumetti-Comics ein beliebtes Stillmittel, um den gezeichneten Charakteren einen verzweifelten (letzten) Schrei graphisch in den Mund zu legen, bevor sie etwa die Freiheit, den Verstand oder gar das Leben verlieren. Und irgendwie ist mir grade auch danach. Der dazu gegebene Anlass ist die finnische Zerebralschmelze „Army of Zombies“. Die Geschichte um dessen Existenzberechtigung ist schon eine Geschichte voller Missverständnisse, die diesem unvorstellbaren filmischen Grauen, welches der Finne Olli Soinioeine auf die Menschheit losließ, eine noch groteskere Note verleiht. Im Original (und jetzt laut vorlesen) „Kuutamosonaatti 2: Kadunlakaisijat“ betitelt, weist schon die Zwei in der Mitte daraufhin, dass wir es hier mit einem Sequel zu tun haben. Doch was ist der erste Teil?
Aufklärung bringt eventuell die deutsche Namensgebung, da man „Army of Zombies“ hierzulande auch als „Muttertag 3“ und „Kuutamosonaatti“ (Teil 1) als „Muttertag 2“ kennt (der letztere wird international darüber hinaus noch als „Moonlight Sonata“ vertrieben). Kapische? Doch noch mehr Wahnsinn verspricht die grob zusammen gefasste Geschichte des Werkes, das in 80 Minuten Erzählzeit fast mehr Schaden anzurichten vermag, als 15 Minuten Bushido im Format von Song, Buch oder Film. Denn seit fast die gesamte durchgeknallte Kyyrölä-Sippe im Vorgänger das Zeitliche segnen durfte, irrt der einzige Überlebende, der nicht unbedingt mit Intelligenz begnadete Sulo, durch die Wälder Finnlands. Nach mehr als einem halben Jahr kehrt der verlorene Sohn heim, nur um die Kadaver seiner ehemals geliebten Familie vorzufinden. Obwohl Monate vergangen sind, liegen sie immer noch da herum, wo sie am Schluss von Teil Eins den Tod fanden.
Besonders Muttern hat sich verdammt gut gehalten, was man vom auf dem Trecker verbrannten Bruder Arvo nicht unbedingt behaupten kann, da er von einer verkohlten Billig-Schaufensterpuppe nicht zu unterscheiden ist. Der grunzende Sulo ist aber über den Zustand seiner Liebsten ganz doll traurig und beschließt sie einfach wiederzubeleben! Und wo wenn nicht in der Sauna muss es doch irgendwie zu schaffen sein. Einfach mal ein bisschen Wasser auf heiße Kohlen tröpfeln lassen, dazwischen mit Ästen auf die leblosen Hüllen preschen, und schon ist es geschehen. So einfach ist das. Doch der Wunder nicht genug, begibt man sich im Anschluss in den Sumpf und auf die Suche nach Vater Kyyrölä, der dort ertrunken liegt. Nach einigem Herumstochern im Moos schwimmt auch dieser putzmunter an die Oberfläche, so als wäre seine Lunge zuvor nicht voller Wasser gewesen.
Daraufhin wird Arvo nach Helsinki geschickt, weil finnische Wiederkehrer nicht hirnlos durch die Gegend torkeln – und sich auch sonst nicht zwingend wie „richtige“ Zombies verhalten. Denn was sie brauchen ist Zaster, Moneten, Markka! Als man zu Hause allerdings lange nichts von Arvo hört, bleibt der Familie nichts übrig, als sich selbst in die Hauptstadt zu begeben. Knorke, dass Vater zuvor die „Rote Garde“, die aus fünf Mannen besteht und seit Jahrzehnten im Tümpel einfach nicht verwesen will, ebenfalls erweckt und nach Helsininki mitnimmt. Mit Charles Kaufmanns bei uns heute noch beschlagnahmter Troma-Granate „Muttertag“ (1980) hat das alles wirklich nichts zu tun. Weil zumindest „Kuutamosonaatti“ eine ähnliche Thematik behandelt, dachte man sich in unseren Breiten, dass beim Verwenden des irreführende Titels „Muttertag 2″ – das Finnische könnte eh keiner aussprechen – manch einer bereit wäre, tatsächlich Geld dafür auszugeben.
Ob von Erfolg gekrönt oder nicht, drei Jahre nach dessen Erscheinen marterte Soinioeine die Filmwelt erneut mit einem „Kuutamosonaatti“-Titel, der die lahme Geschichte nicht nur fort-, sondern komplett ad absurdum führt. Außer des amüsanten Einfalls, Aki Kaurismäkis Stammschauspieler Matti Pellonpää als sämtliche Mitarbeiter des Arbeitsamtes zu besetzen, hat „Army of Zombies“ absolut nichts vorzuweisen, das den Zuschauer irgendwie milde stimmen könnte. Über die sinnlose Leere der Story zu sinnieren kann nur zu Kopfschmerzen führen. Nicht besser ist auch der merkwürdig debile Humor des Films. Die deutsche Vertonung verfügt über einen Erzähler, der den ganzen Stuss oft auch noch kommentiert und dazu manchmal auch Kinderreime rappt! Da hilft nicht einmal mehr eine Pulle Salmiakki. Aaaaaaaaaaaaaarrrrrrggggghhhhhhh!!!!
Wertung: (1 / 10)