Appaloosa (USA 2008)

appaloosaDer Western stirbt nie. Totgeglaubt war er mehrfach, doch wusste er sich stets im Sattel zu halten. Wenn auch nicht immer aufrecht. Nachdem der Spät-Western mit den alten Mythen und Verklärungen bis in die siebziger Jahre hinein gebrochen hatte, waren es in den Achtzigern lediglich „Pale Rider“ und „Silverado“, die an das einst so prägnante Genre erinnerten. Der endgültige Abgesang – und mit ihm eine kleine Renaissance – erfolgte in den Neunzigern, als „Der mit dem Wolf tanzt“ den Genozid an den Indianern thematisierte und „Erbarmungslos“ jegliche Romantik als Lüge entlarvte.

Seitdem haben die Pferdeopern ihren festen Platz in Kino und TV (u.a. mit „Deadwood“) zurückerobert – und brechen mit klassischen Motiven, ohne sie gänzlich zu negieren. Ein schönes, obgleich nicht unbedingt meisterhaftes Beispiel ist „Appaloosa“, der gängige Erzählmomente wie Männerfreundschaft und Duellsituationen im Stile moderner Klischeeverweigerung aufbereitet. Regie bei diesem elegischen und starbesetzten Neo Noir-Western führte Ed Harris („Pollock“), der auch am Skript mitschrieb und die Hauptrolle übernahm.

Als Friedensstifter Virgil Cole zieht es ihn in den scheinbar typischen Konflikt von Lawman und Outlaw. Mit seinem langjährigen Partner Everett Hitch (Viggo Mortensen, „Alatriste“) wird er angeheuert, die Kleinstadt Appaloosa im New Mexico des Jahres 1882 vor der Ausbeutung des brutalen Geschäftsmannes Randall Bragg (Jeremy Irons, „Königreich der Himmel“) zu bewahren. Respekt verschaffen sich die Marshalls rasch, mit Kalkül und – wenn es die Situation erfordert – einem schnellen Finger am Abzug. Mit der Ankunft der Witwe Allison French (Renée Zellweger, „Miss Potter“), die beiden Männern zugetan scheint, verkompliziert sich die Angelegenheit.

Die in entspannte Bilder getauchte Erzählung versprüht hübsch altmodisches Flair, weiß sich der Vorhersehbarkeit formelhafter dramaturgischer Blaupausen aber konsequent zu verschließen. Getragen wird der Film von Harris und Mortensen, die sich wie ein altes Ehepaar ergänzen. Cole, der charismatische Taktiker, der stets an seinem Wortschatz feilt und Hitch, der leicht grüblerische Rückhalt mit der Schrotflinte. Die Hauptdarsteller spielen ihre Rollen überzeugend – und wecken Erinnerungen an die großen Haudegen des Genres. Etwas blass hingegen bleibt die Zellweger, die als naive Femme Fatale weder aufreizend noch wirklich berechnend daher kommt.

In seiner beständigen Lakonie funktioniert „Appaloosa“ prächtig. Als Bragg wegen des Mordes an einem Sheriff zur Rechenschaft gezogen werden soll, macht Allison die herrischen Gesetzeshüter verwundbar. Doch selbst in dieser Zuspitzung des Konflikts steuert Harris nicht auf eine Lösung im klassischen Sinne zu. Zwar klärt ein vorzeitiges Duell die Fronten, der einflussreiche Mörder versteht seinen Kopf aber auf diplomatischem Wege aus der Schlinge zu ziehen. Am Ende bleibt eine Art Pattsituation, die erst im überraschenden und konsequent unspektakulären Finale aufgelöst wird. Und über diese unkonventionelle Handhabung täuscht auch der bewährte finale Ritt in den Sonnenuntergang nicht hinweg.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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