Anti-Flag – For Blood and Empire (2006, RCA)

anti-flag-for-blood-and-empireAuch vor den politisch stets aktiven ANTI-FLAG machte die Major-Industrie nicht halt, wenngleich ihr Wechsel zum großen Bruder zweierlei Fragen aufwarf. Zum einen, wie die Industrie auf die kritischen Töne von Justin Sane & Co. klarkommt und gerade aus diesem Grund versucht, dem einen Riegel vorzuschieben. Zum anderen natürlich, wie die Band selbst mit der neuen Herausforderung umgeht und unter Umständen alten Biss verliert. Wieder mal alles völliger Blödsinn, Gerüchte hin, Vermutungen her, ANTI-FLAG sind immer noch ANTI-FLAG und politisch waren sie auf einem Album wohl nie breiter aufgestellt als auf „For Blood and Empire“.

Stand der Vorgänger noch ganz im Zeichen der US-Außenpolitik mitsamt seinem aus Funk- und Fernsehen bekannten Präsidenten, so entfachen ANTI-FLAG nun vielerorts ein Störfeuer nach dem anderen. Natürlich steht weiterhin der Krieg auf dem Plan („1 Trillion Dollars“), die wenig objektive Presse bekommt ebenso einen mit („The Press Corpse“) und auch auf das Leid des kleinen Mexikanischen Farmers weist die Band dezent hin („The WTO Kills Farmers“). Textlich überzeugen ANTI-FLAG wieder einmal auf ganzer Länge, der Zeigefinger des Weltverbesserers liegt zwar in der Luft, doch hat man es hier nicht mit aufgesetzter Heuchelei zu tun. ANTI-FLAG beweisen seit vielen Jahren, warum sie zur Speerspitze des politischen Punkrocks gehören. Und genau dieser hat es mal wieder mehr als in sich. Selten war die Band melodischer, eingängiger sogar mancherorts. Typisches erklingt mit dem Opener „I’d Tell You But…“, bei dem es schnell geradeaus geht und alles so klingt wie man es gewohnt ist.

Der erste große Hit folgt sogleich mit „The Press Corpse“, neben „This Is the End (For You My Friend“), der sicherlich vor allem zu Beginn prägnanteste Song des Albums. Auch das sehr hymnische und mit kurzem Bläsereinsatz á la El Hefe untermalte „Hymn for the Dead“ verfehlt seine Wirkung nicht. Zwischendurch immer wieder schnellere Stücke und mit „1 Trillion Dollars“ gibt es auch eine Nummer, die Justin Sane fast allein vorträgt. ANTI-FLAG überzeugen wieder einmal auf ganzer Wegstrecke, facetten- wie abwechslungsreicher waren sie nie zuvor. Gesangstechnisch merkt man vor allem Sänger Justin die Weiterentwicklung an, von dessen in den ersten Jahren manchmal krächzenden Stimme nichts mehr übrig ist. Gewohnt überzeugend möchte man fast sagen, aber so ganz wird man diesem erstklassigen Album damit schon fast nicht gerecht.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

scroll to top