Disney entdeckt den Tierfilm neu. Nachdem vor Dekaden Filme wie „Mein Freund Yellow“ Kinder- und Erwachsenenherzen auf der ganzen Welt erweichten, führt uns Tierfilm- und Produzentenveteran Frank Marshall („Congo“) auf zu neuen hündischen Abenteuern.
Jerry Shepherd (Paul Walker, „Into the Blue“) ist Teamleiter auf einer Forschungsstation in der Antarktis. Kurz bevor der Winter einbricht, muss er mit seiner Hundestaffel jedoch noch auf eine letzte Mission. Mit dem Wissenschaftler David McClaren (Bruce Greenwood, „The Core“) soll er Gestein einsammeln, dass vor Millionen von Jahren aus dem Weltall in der Antarktis landete. Getrieben von ihrer Aufgabe, zögern sie ihre Rückkehr in die Basis ein paar Stunden hinaus und geraten damit in akute Gefahr, da ein Sturm über ihnen hereinbricht.
Als McClaren ins Eis einbricht und von den Hunden gerettet wird, gerät die Rückkehr in die Basis zu einem Rennen gegen die Zeit. Doch Shepherd und die Hunde schaffen es. Schnell fliegt die Crew vom Lager aus, doch die Hunde müssen sie aus Platzmangel und wegen des Sturms zurück lassen. Shepherd treiben von nun an Schuldgefühle an. Er will zurück und die Tiere retten, doch dafür finden sich keine Geldgeber. Die Hunde auf der anderen Seite organisieren sich im ewigen Eis neu.
„Antarctica“ beruht zwar auf einer wahren Begebenheit, ist aber schon sehr naiv inszeniert. Die Rolle des Shepherd, der nur lebt, um seine treuen Huskys zu retten, ist schon sehr überzeichnet angelegt und auch die Nebenrollen zeichnen sich allesamt durch eine beinahe zeichentrickhafte Realitätsferne aus. Unter dieser Prämisse fallen die schauspielerischen Defizite der Darsteller oft gar nicht auf. Paul Walker beweist einmal mehr, wo sein Talent Grenzen hat. Beeindruckend aber, dass er es sogar in einem Film, der im ewigen Eis spielt schafft, seinen zugegebenermaßen sehr straffen Körper wenig bekleidet ins Objektiv zu rücken. Auch Bruce Greenwood kommt über Zweidimensionaliät in der Darstellung nicht heraus – bemüht sich aber auch gar nicht das zu tun.
In einer Nebenrolle nervt Klassenclown Jason Biggs („American Pie“), der die zwei Stunden Spielzeit übrigens übersteht, ohne irgend etwas zu penetrieren. Schade, wenn er das tut ist er nämlich lustiger. Der Humor von Heranwachsenden liegt dem Darsteller deutlich mehr als das teilweise infantile Gehabe, das er hier an den Tag legt. Nein, die menschlichen Darsteller retten das sehr platte Drehbuch nicht. Bei den Hunden sieht das schon anders aus. Zwar drückt Marshall in diesen Szenen unglaublich auf die Tränendrüse, doch haben die Vierbeinerszenen deutlich mehr Charme als alles, was die Menschen auf ihre beiden Beine stellen.
Und auch wenn der Regisseur es mit dem Organisationstalent der Huskys etwas gut meint (hätte Paul Walker ihnen noch zwei Monate gegeben, hätten sie wahrscheinlich noch ein Handballturnier organisiert), sind diese Sequenzen doch irgendwie auch beruhigend und auch schön gemacht. Dabei wird natürlich nie das emotionale Level erreicht, das gestandene Recken bei „Mein Freund Yellow“ zum Weinen brachte. „Antarctica“ ist so ein recht bedeutungsloser Film, der aber auch niemandem weh tut. Für die jüngeren Kinogänger ist er geeignet, 12-jährige dürften jedoch schon mit gemischten Gefühlen aus dem Kino stolpern.
Wertung: (5 / 10)