Angel Heart (USA/GB/CAN 1987)

„I ain’t up on this voodoo shit. I’m from Brooklyn!“ – Ungläubig: Harry Angel

Der Noir-Thriller ist voll abgewrackter Schnüffler, trügerischer Schönheiten und kniffliger Fälle. Eine Genre-Variation von abgründiger Faszination ist „Angel Heart“, mit der Alan Parker („Mississippi Burning“) in den ausgehenden 1980ern den Roman William Hjörtsbergs auf die Leinwand brachte. Die Verbeugung vor dem Film Noir ist tief. Nur brodelt darunter ein eigenwilliger Mix aus Mystery- und Horror-Elementen, der von der buchstäblich diabolischen Präsenz Robert De Niros („Kap der Angst“) angefacht wird.

Der zweifache Oscar-Preisträger spielt den ominösen Louis Cyphre, der mit langen Fingernägeln und Gehstock betont exzentrisch anmutet. Im New York des Jahres 1955 engagiert der den Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke, „Barfly“), der normalerweise mit Versicherungsbetrug oder Scheidungsfällen betraut wird. Für Cyphre soll er herausfinden, ob der entstellte Kriegsveteran und Musiker Johnny Liebling noch am Leben ist. Von der Klärung dieser Frage, so der Auftraggeber, hängt die Erfüllung eines für ihn wichtigen Kontrakts ab.

Und so begibt sich Harry auf die Suche. Doch der vermeintlich simple Job entpuppt sich als komplexe Schnitzeljagd, die ihn über Umwege nach Louisiana treibt, wo er u. a. auf Wahrsagerin Margaret Krusemark (Charlotte Rampling, „Swimming Pool“) und die junge Ephiphany Proudfoot (wurde ob ihrer freizügigen Darbietung aus der „Cosby Show“ gefeuert: Lisa Bonet), Lieblings Tochter, trifft. Dabei wird er Zeuge heidnischer Voodoo-Rituale und gerät – als in seinem Ermittlungsumfeld immer mehr Menschen grausam zu Tode kommen – selbst unter Mordverdacht.

In seinem inszenatorischen Meisterstück geht Parker, der auch das Drehbuch schrieb, kein hohes Tempo, sondern entfaltet die vielschichtige Story schrittweise, begleitet von schleichendem Unbehagen, suggestiven Bildern (die Kamera bediente Parkers langjähriger Weggefährte Michael Seresin, „Birdy“) und subtilem Symbolismus. Die dichte Atmosphäre wird dabei durch das Zeitkolorit und der zwischen fiebrigem Jazz und düsterem Ambiente taumelndem Musik von Trevor Jones („Der letzte Mohikaner“) gestützt.

Rourke trägt das im Detail blutbesudelte Geschehen mit Hingabe und versieht den ahnungslosen Harry Angel beim Abstieg in den Wahnsinn mit ausdrucksstarker Präsenz. Das Highlight bleibt aber Randakteur De Niro: Wenn er ein Ei pellt, erscheint es, als hielte er die Welt zwischen seinen Fingern. Der von Parker kalkuliert geschürte, zunehmend verstörende Unterton findet seine Klimax im zugegeben erwartbaren Finale, dass Harrys Blick auf die Welt gänzlich in Frage stellt. Seine nachhallende Wirkung hat sich der zur Zeit seiner Erstaufführung bitter gefloppte Klassiker damit bis heute bewahrt.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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