„Houses don´t have memories.“ – Wenn er wüsste: George
Amityville, Long Island, 1974: Eine sechsköpfige Familie wird im Schlaf brutal ermordet. Im eigenen Heim, ohne erkennbares Motiv. Oder ist die Bausünde einer totenkopfartigen Rückfront etwa kein Zufall? Ein Jahr später besichtigt das frisch vermählte Ehepaar Lutz, George (James Brolin, „Westworld“) und Kathy (Margot Kidder, „Superman“), das leerstehende Landhaus und entschließt sich ungeachtet seiner grausigen Vergangenheit zum Kauf. Eine Entscheidung, die das Paar bitter bereuen wird.
Schon während der Begutachtung macht Regisseur Stuart Rosenberg („Brubaker“) durch eingeschobene Schnipsel der Mordnacht keinen Hehl daraus, dass es ihm um die pure Wirkung der Bilder geht. Da ist keine Subtilität, keine Raffinesse im Spiel, nur direkt in die Magengrube des Publikums zielende Schockmomente – und der Oscar-nominierte Score von Lalo Schifrin („Dirty Harry“). In der Summe mag das Wirkung zeigen, doch wirkt der Film in der Retrospektive arg angestaubt und vorhersehbar. Ein gewisser Klassikerstatus ist dem Prototyp des modernen Haunted House-Horrors dennoch zu attestieren.
Die Vorzeichen wissen zwar der Zuschauer, Priester Delaney (Rod Steiger, „Der Tätowierte“) und der Familienhund zu deuten, nicht aber die Lutz´ samt Kathys Kindern aus erster Ehe. George, das steht unverzüglich fest, werden die dämonischen Kräfte in den Wahnsinn treiben. Er wirkt kränklich, zunehmend gereizt und verspürt letztlich den Drang seine Familie mit der akribisch geschliffenen Axt zu bearbeiten. Eine wirkliche Konkurrenz zum ein Jahr später das Spaltwerkzeug schwingenden Jack Nicholson (in „The Shining“) ist Brolin trotz überzeugender Leistung (und „Grizzly Adams“-Gedächtnisbartwuchs) aber nicht.
Das Böse manifestiert sich im auf unheiliger Erde erbauten Spukhaus in verschiedenen Formen. Als Fliegenschwarm, schwarze Brühe in der Toilette oder unnatürliches Windgeräusch. Türen Fallen zu, die Tochter hat plötzlich eine imaginäre Freundin, deren Augen aus dem Gestrüpp leuchten wie Fahrradlampen bei erhöhter Beschleunigung. „Amityville Horror“ hat seine Momente und allen voran der aufgewärmte Exorzist Steiger darf in einigen Szenen zeigen, was in ihm steckt. Obwohl sein Priester, wie übrigens sämtliche Nebencharaktere, unausgefüllt bleiben und mit ihren Handlungssträngen ins Leere laufen.
Dramaturgisch (und bei der Bildmontage) holpert es an allen Ecken und Enden. Der Poltergeist kann es durch reges Unbehagen zwar temporär richten, spätestens mit der hellseherisch bewanderten Gemahlin von Vater Lutz Geschäftspartner driftet der Film jedoch in ein Schaulaufen grassierender Albernheit. Wer sich daran partout nicht stoßen will, erlebt einen soliden und auf seine Art wegweisenden Kino-Spuk, der neben einigen Plagiaten und einem Remake von 2005 auch sieben Fortsetzungen nach sich zog. Am Prinzip hat sich seither aber nichts geändert.
Wertung: (5 / 10)