American Muscle (USA 2014)

american-muscleQuentin Tarantino und Robert Rodriguez haben der Grindhouse-Stilistik mit ihrem Double-Feature „Death Proof“ und „Planet Terror“ zu neuer Popularität verholfen. Aber was heißt Stilistik? Das Bahnhofs-Kino der Neunzehnsiebziger machte die Not (respektive Mini-Budgets) zur Tugend und erzählte handwerklich grob Geschichten, bei denen die Ausschlachtung von Sex und Gewalt im Mittelpunkt stand. Nicht wenige dieser eilig heruntergekurbelten Exploitation-Streifen drehen sich um simple Revenge-Plots (siehe etwa „Nail-Gun Massacre“), bei denen vergangenes Unrecht mit harter Hand gesühnt wird.

In diese Kerbe schlägt auch Regiedebütant Ravi Dhar, dessen „American Muscle“ mit Handkamera und Hauptdarsteller Nick Principe (gab den Killer u.a. in „Laid to Rest“ und „ChromeSkull“) einen brutalen Rachefeldzug anzettelt. Dabei gibt es nur ein Problem: Der Rache-Actioner reicht kaum über Amateur-Niveau hinaus. Dass der Plot locker auf den Fingerknöcheln der linken Hand Platz findet, bleibt entschuldbar. Denn bei einem Werk wie diesem erwartet niemand eine schlüssige Erzählung. Dafür aber reichlich Eingemachtes, nackte Haut und abseitige Coolness – doch auch hier versagt Dhar.

Das belegt bereits die Einführungssequenz von Principes Knacki John Falcon, der am Entlassungstag noch fix einen Mithäftling vermöbelt, der ihm zwei Päckchen Kippen schuldet. Nachdem er die Frau, die ihn an der Straße aufliest und ein Stück mitnimmt, auf dem Rücksitz gevögelt hat, zaubert er eine Schrotflinte aus einem alten Versteck und beginnt Blut zu vergießen. Ziel der Vendetta ist der eigene Bruder, der John während eines aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfalls niederstrecken ließ. Also sucht der Gehörnte etwaige Mitschuldige auf – als Wegweiser dient sich in sinnfreier Winzrolle James Duval („Sushi Girl“) an – und pustet ihnen das Lebenslicht aus.

Blut spritzt dabei reichlich. Nur leider entstammt es komplett dem PC, so dass einfach kein „authentisches“ Grindhouse-Feeling aufkommen mag. Zudem ist „American Muscle“ (ein dem Titel entsprechendes Gefährt darf natürlich nicht fehlen) trotz überschaubarer Laufzeit recht zäh und ereignislos geraten. Und warum John unbedingt seine schlampige wie drogenverseuchte Gattin (Robin Sydney, „Evil Bong“) zurückerobern will, bleibt allein sein Geheimnis. Doch immerhin wird dieser Punkt mit ansprechender Kompromisslosigkeit geklärt. Der Rest aber ist mehr gewollt als gekonnt, so dass die richtigen Zutaten zwar beisammen sind, ihre Zubereitung jedoch deutlich zu wünschen übrig lässt.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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