In der Ära des Kalten Krieges war das US-Actionkino von toughen Typen geprägt, die für die gerechte politische Sache am Rande der Menschenverachtung Leichen auftürmten. Nach einer Phase der Entspannung bedient sich Hollywood mittlerweile wieder vermehrt des reaktionären Duktus der 80er – als Beispiele können das „Red Dawn“-Remake (2012) oder „Olympus Has Fallen“ (2013) bemüht werden. In diese Kerbe schlägt auch „American Assassin“, mit dem Regisseur Michael Cuesta („Kill the Messenger“) ein Franchise eröffnet, das auf Vince Flynns/Kyle Mills‘ 17 Teile umspannender Romanreihe um Regierungskiller Mitch Rapp basiert. Zumindest potentiell. Denn neben dem US-Einspielergebnis lässt auch die Qualität des Auftakts an der serialen Tauglichkeit zweifeln.
Im Urlaub am spanischen Traumstrand, kurz nachdem US-Tourist Mitch Rapp („Maze Runner“-Star Dylan O‘Brien) seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht hat, stürmen Terroristen das Idyll und erschießen wahllos Menschen. Während Mitch mit einer Schussverletzung davonkommt, wird die Verlobte vor seinen Augen getötet. Die Konsequenz: Aus Trauer wird unbändige Wut. Die kanalisiert der Überlebende, indem er sich autodidaktisch zum Freizeit-Rambo ausbildet und den Drahtziehern der Bluttat in islamistischen Web-Foren den heiligen Krieger vorgaukelt. Dass er damit ins Visier des Geheimdienstes gerät, der die schwer aufzuspürenden Unmenschen gern selbst ausradieren würde, wird dem Zuschauer schnell offenbar.
Durch das Eingreifen der staatlichen Exekutive erhält die schnöde Selbstjustiz-Mission nachhaltig eine übergeordnete Legitimation – und ist obendrein von Erfolg gekrönt. Von Mitchs Durchsetzungsvermögen beeindruckt, überführt ihn CIA-Oberin Irene Kennedy (Sanaa Lathan, „Shots Fired“) ins geheimdienstliche Trainingscamp der Black-Ops-Einheit Orion. Dort soll der junge Heißsporn – u. a. neben dem verschenkten Scott Adkins („Hard Target 2“) – vom bärbeißigen Veteranen Stan Hurley (Michael Keaton, „Desperate Measures“) für den Außeneinsatz fitgemacht werden. Gesteigerte Notwendigkeit erhält das Unterfangen durch Hurleys Ex-Schüler Ghost (Taylor Kitsch, „Lone Survivor“), der mit Unterstützung iranischer Hardliner die Bauteile für eine Atombombe zusammenträgt.
Der Zweck heiligt einmal mehr die Mittel in diesem so professionell wie klischeehaft gestalteten Action-Thriller, dessen Tenor trefflich ins Weltbild der Trump-Administration passt. So wird für die gerechte Sache gefoltert und gemordet, während sich der unbeugsame Alleskönner Mitch (naturgemäß) an keine Regel hält. Dabei scheint streckenweise verwunderlich, dass der unverhohlen revisionistische Streifen mit einer Jugendfreigabe bedacht wurde. An Brutalität und verbalem Säbelrasseln wird nicht gespart, doch können selbst das stattliche Tempo und solide Darsteller nicht tünchen, dass die hier aufgetischte Ideologie – im Kreis der Hauptprotagonisten durch das Schicksal der iranischen Agentin Annika (Shiva Negar) besonders ärgerlich transportiert – eine schwer zu schluckende Kröte darstellt. Die sehenswerte Action allein kann die Versäumnisse dieses plump politischen, von Ed Zwick („Blood Diamond“) co-verfassten Krawall-Kintopps nur schwerlich aufwiegen.
Wertung: (5 / 10)