Das Serienkiller-Genre ist seit David Finchers Meisterwerk „Sieben“ zur Subtilität verdammt. Ohne zerrüttete Protagonisten und grabkalten Look ist kein Zuschauer mehr vor Bildschirm oder Leinwand zu locken. Dass auch „Wrong Turn“-Regisseur Rob Schmidt einen eher bedächtigen Thriller zu inszenieren vermag, scheint dahingehend durchaus überraschend. Mit dem (natürlich) auf wahren Ereignissen basierenden „Alphabet Killer“ präsentiert er eine angenehm unspektakuläre Verleihpremiere, die trotz dramaturgischer Schwächen zu fesseln versteht.
Eliza Dushku, die unter Schmidt in besagtem „Wrong Turn“ spielte, mimt die kluge Polizistin Megan Paige, die sich schier obsessiv in ihre Fälle verbeißt. Der Mord an einer Teenagerin macht ihr schwer zu schaffen, in den Doppelinitialen des Namens allerdings glaubt sie den entscheidenden Anhaltspunkt zu erkennen. Ihr Kollege und Verlobter Kenneth (Cary Elwes, „Saw“) versucht sie zu bremsen, Megans zwanghafte Jagd nach dem entscheidenden Indiz wirkt sich aber schon bald negativ auf ihre Wahrnehmung aus. Von Visionen geplagt, gipfelt die psychische Überbelastung in einen Selbstmordversuch.
Jahre später bekämpft sie die inneren Dämonen in Therapiesitzungen und Gesprächsrunden. Die Beziehung zu Kenneth ging in die Brüche, als Chefermittler erwirkte er jedoch ihre Versetzung unter seine Obhut. Als plötzlich wieder eine Mädchenleiche gefunden wird und der nie gefasste Täter zurück scheint, wittert Megan die Chance zur Rehabilitierung. Sie überredet Kenneth, als Beraterin zu den Untersuchungen hinzugezogen zu werden, kann die geisterhaften Erscheinungen der Opfer aber nicht überwinden. Diese Einschübe im Stile klassischen Mystery-Horrors erscheinen nicht zwingend notwendig, wenn sie die unspektakuläre Tätersuche auch atmosphärisch unterfüttern.
In ruhigen Bildern konzentriert sich Schmidt auf das gestörte Realitätsverhältnis seiner Hauptfigur, dass durch Dushku überzeugend herausgearbeitet wird. Ihr zur Seite steht ein sehenswerter Nebencast, darunter Timothy Hutton („Der gute Hirte“) als loyaler Therapiegenosse, Michael Ironside („Terminator – Die Erlösung“) als störrischer Bezirks-Sheriff oder solche Bill Moseley („The Devil’s Rejects“) und Melissa Leo („Three Burials“). Auf den ersten Blick enttäuschend hingegen präsentiert sich die Auflösung, wenn Tätermotiv und allen voran der bittere Ausklang auch relativierend auf die Gesamtwirkung des sehenswerten Mix aus Thriller und Psycho-Drama einwirken. Ein insgesamt wenig meisterlicher und phasenweise doch überraschend intensiver Beitrag.
Wertung: (7 / 10)