„Hold on tight, this ride is a wild one.“ – ´Missing You´
Der Pop-Punk von ALL TIME LOW ist wie Sagrotan. Gemessen an der klinischen Sterilität lassen sich mit ihm rückstandsfrei sämtliche Keime entfernen. Die Boxen einfach auf Computertastatur oder den Toilettensitz richten und bäm – alles wie geleckt. So war es in der Vergangenheit, so ist es auch auf ihrem sechsten Langspieler „Future Hearts“. Aber seien wir fair. Die Jungs aus Baltimore geben ihren Fans, wonach es sie gelüstet: Melodien, einschmeichelnden Gesang (mit partieller Stimmerhebung) und die Erfolgsformel des Corporate Rock. Radiotauglichkeit versteht sich von selbst und die handzahme Aufmachung schließt Reibungspunkte kategorisch aus.
Geld lässt sich damit prima verdienen. Nur die Emotionen bleiben in Plastik eingeschweißt und ausgestellt. Das kann man getrost als Kommerzprodukt verteufeln. Doch wozu? Musik ist eine Industrie, in der vor allem seinen Platz findet, wer sich und seine Produkte gewinnbringend anzupreisen versteht. ALL TIME LOW sind Profis und so sind auch die jüngsten 13 Songs einem sattsam bekannten Kalkül unterworfen. An (vordergründiger) Abwechslung lassen sie es nicht mangeln, wenn bei „Something’s Gotta Give“ beiläufiges Klavierklimpern einfließt oder „Kids in the Dark“ auf eingestreute Synthie-Klänge zurückgreift.
Spürbar wird die Attitüde von Band und Platte bei der Teenager-Problemballade „Missing You“, die das altbekannte „Das Leben ist eines der schwersten“-Schema durch einen „Come on“-Zwischenruf mit angeschlossenem Whoo unterstützt. Platter geht es kaum. Der relative Gleichklang und die ganzheitliche Berechenbarkeit stören nicht weiter. Sie sind allgegenwärtige Zaungäste des (Pop-)Punk. Es ist mehr dies schale Abzählen von Klischees, das auch dieses Album zu einer leeren Blase werden lässt. Wenn auch eine – und da liegt die unbestreitbare Qualität – mit dem Vermögen, ein Massenpublikum zu rhythmischem Sportklatschen und Teenager-Ekstase zu treiben. Das muss als Qualitätsmerkmal einfach genügen.
Wertung: 
(4 / 10)