„My mommy always said there were no monsters, no real ones. But there are.” – Newt
Fortsetzungen wegweisender Filme sind eine delikate Angelegenheit. Wenn überhaupt erreichen sie nur selten die Qualität ihres Originals und bleiben in der Hauptsache verzichtbare Versuche, dessen Erfolg zu wiederholen. Eine seltene Ausnahme ist das erste von bislang drei Sequels zum Sci-Fi-Meilenstein „Alien“, mit dem der spätere Blockbuster-Spezialist James Cameron („Avatar“) 1986 endgültig zum Star-Regisseur avancierte. Zwei Jahre zuvor hatte er mit „Terminator“ selbst einen Klassiker des phantastischen Kinos geschaffen und sich nachhaltig für größere Aufgaben empfohlen.
Der auch von Cameron verfasste „Aliens“ sollte trotz eines überschaubaren Budgets von 18,5 Millionen Dollar bombastischer werden als Ridley Scotts Vorgänger und das klaustrophobische Horror-Szenario um orgiastische Action ergänzen, die Sigourney Weaver endgültig als Kult-Heroine in der Kinogeschichte verwurzelte. Die von ihr gespielte Ellen Ripley, einzige Überlebende der ersten Konfrontation mit dem parasitären Außerirdischen, wird 57 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils in den Weiten des Alls aufgelesen. Nach dem Erwachen aus dem künstlichen Tiefschlaf muss sich Ripley vor einem Ausschuss für die Sprengung der Nostromo rechtfertigen und wird, schließlich schenkt man ihren Ausführungen keinen Glauben, ihres Postens enthoben.
Konzernscherge Burke (Komiker Paul Reiser, „Verrückt nach dir“) drängt jedoch auf ihre Hilfe, als der Kontakt zu den Siedlern auf LV-426 abbricht, jenem Planeten, auf dem die Crew der Nostromo mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor auf die mysteriösen Alien-Eier stieß. Um sich zu rehabilitieren begleitet sie Burke, die von Grünschnabel Gorman (William Hope, „Hellbound: Hellraiser II“) befehligten Marines – u.a. „Terminator“-Held Michael Biehn als Corporal Hicks und Bill Paxton („Twister“) als Private Hudson – sowie den von ihr argwöhnisch beäugten Androiden Bishop (spielte unter Cameron ebenfalls in „Terminator“: Lance Henriksen) auf die Rettungsmission. Doch gerät die nach der Ankunft auf dem unwirtlichen Stern rasch zum verzweifelten Überlebenskampf.
Als einzige Überlebende findet sich die kleine Rebecca (Carrie Henn), genannt Newt. Seit der rasenden Ausbreitung der außerirdischen Monster hält sie sich im verzweigten Belüftungssystem des Hauptwohnkomplexes versteckt. Das Mädchen räumt den schwer bewaffneten Soldaten keine Chancen im Kampf gegen die staatenbildenden Insekten ähnlichen Aliens ein – und soll bald Recht behalten. Zu allem Überfluss versucht Burke der unberechenbaren Spezies Herr zu werden und Ripley samt Newt über zwei in einem Labor aufgefundene Facehugger zu infizieren. Mit je einem Embryo der Ungeheuer im Brustkorb plant er sie unbemerkt auf die Erde zu schaffen.
Der Film braucht (besonders in der Langfassung) eine gewisse Anlaufzeit, bevor das zahlenmäßig maximierte Grauen über die nichts ahnenden Soldaten hereinbricht. In den düsteren Kulissen der verlassenen Station zerrt Cameron über die Erwartung des Grauens an den Nerven des Zuschauers, ehe er eine explosive Hölle entfacht, die auf ein „Mutter“-Duell zwischen Ripley (als Beschützerin der kleinen Newt) und der klasse modellierten riesigen Alien-Queen (Effekt-Oscar für Stan Winston) hinausläuft. Die legt im Innern der Station fleißig schuppige Eier und ist wenig erfreut, als ihr Ripley nach Newts Verschleppung mit Flammenwerfer und Explosivmunition zuleibe rückt. Ungeachtet des hohen Actionanteils bleiben die Figuren vielschichtig und glaubhaft. Gerade diese Vermeidung gängiger Klischees macht im Zusammenspiel mit der erhabenen Optik auch „Aliens“ zum zeitlosen Klassiker.
Wertung: (9 / 10)