Alien: Covenant (USA/GB/AUS/NZ 2017)

„We don’t leave Earth to be safe.“ – Unsicher: Tennessee

„Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ lässt Ridley Scott („Der Marsianer – Rettet Mark Watney“) einfach nicht los. Mit „Prometheus“ wagte sich der vierfach Oscar-nominierte Filmemacher 2012 an ein Prequel, das die Herkunft der nachtschwarzen Monstren aus „Alien“ ergründete. Das Resultat war visuell beeindruckend und inhaltlich flach, wartete als schauspielerischen Trumpf aber mit Michael Fassbender („Assassin’s Creed“) als Androide David auf. Dies Fazit lässt sich auch auf die wiederum von Scott gedrehte und u. a. mit Walter Hill („The Warriors“) auch produzierte Fortsetzung „Covenant“ übertragen. Die lehnt sich optisch wie atmosphärisch stärker an die ersten beiden Teile der Saga an, reicht dabei aber kaum über solide Genre-Kost hinaus.

Der sechste Aufguss des Themas ist ein Film über das Erschaffen. Der Prolog zeigt David im Gespräch mit seinem ältlichen Erfinder Weylan (Guy Pearce, „Lock Out“). Dessen erklärtes Ziel ist die Erforschung der Wurzel menschlichen Lebens. Die Schöpfung ein Zufall? Für den industriellen Vordenker kaum vorstellbar. David hingegen kann nicht begreifen, dass die vergängliche Spezies seines Erschaffers imstande ist, etwas Unsterbliches wie ihn zu kreieren. Ein Widerspruch, der weitreichende Konsequenzen haben soll. Was folgt ist der zeitliche Sprung nach vorn: 10 Jahre nach den Ereignissen von „Prometheus“ befindet sich das Raumschiff Covenant auf der Reise zum fernen Planeten Origae-6. Dort soll die Crew, unterstützt vom Kunstmenschen Walter (auch Fassbender), mit 2.000 in künstlichen Tiefschlaf versetzten Kolonialisten eine Zivilisation errichten.

Mit Beschädigung des Schiffes und dem Tod des Captains (mit zweckfreier Minirolle: James Franco, „11.22.63“) wird der Flug schicksalhaft unterbrochen. Während der Reparatur schnappt die nun vom gläubigen Oram (Billy Crudup, „Watchmen“) befehligte Mannschaft ein Funksignal auf, das sie auf einen unbekannten Stern führt, der optimale Bedingungen zur menschlichen Besiedlung verheißt. Pilot Tennessee (Danny McBride, „This Is the End“) und der Rest der Besatzung reagieren euphorisch. Nur Daniels (Katherine Waterston, „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“) bleibt skeptisch. Recht behalten soll sie, als erste Mitglieder des Erkundungstrupps mit jenem im Vorgänger entdeckten Pathogen der „Konstrukteure“ genannten extraterrestrischen Rasse in Kontakt geraten, die das Erbgut radikal verändert und zur Bildung blutrünstiger Hybriden führt. Zuflucht und Antworten verheißt erst die Begegnung mit dem gestrandeten, sonderbar kauzigen David.

Nach dem kritisch beäugten „Prometheus“, der vielen Fans und Rezensenten zu weit vom angestammten Duktus der Serie entfernt rangierte, bemüht sich Ridley Scott diesmal um den Spagat zwischen philosophisch angehauchtem Tiefgrund und klassischem Alien-Terror. Der langsame Auftakt macht Hoffnungen, dass dies Unterfangen glückt. Die Einleitung der Figuren wirkt – vor allem im Zusammenspiel mit den Prolog-Kurzfilmen – bemüht sorgfältig und das Produktionsdesign lädt durch imposant retrospektive, sichtlich aufs Original und die erste Fortsetzung verweisende Kulissen zum Staunen ein. Doch mit der Ankunft auf dem fremden Planeten scheinen die Protagonisten nur noch Mittel zum schreckerzeugenden Zweck zu sein. Das gilt vorrangig für Katherine Waterston, die im Mittelteil kaum beschäftigt wird und erst gen Ende in die Fußstapfen von Sigourney Weaver („Alien 1-4“) und der zur Randnotiz verdammten Noomi Rapace („Prometheus“) tritt.

Die Besetzung, zu der auch Carmen Ejogo („The Purge: Anarchy“) und Demián Bichir („The Hateful 8“) zählen, hätte dahingehend deutlich mehr Potenzial gehabt. Die Ausnahme bleibt Michael Fassbender, der in der Androiden-Doppelrolle neuerlich zu großer Form aufläuft. Dramaturgisch bleibt „Covenant“ jedoch äußerst dünn. Wer auf mehr Hintergründe zur außerirdischen Hochkultur der Konstrukteure hofft, wird bitter enttäuscht. Es bleibt erkennbar, dass Scott keinen weiteren „Prometheus“ drehen durfte, sondern neben den rudimentären Alien-Vorstufen auf Bewährtes – respektive das auf die Designs H.R. Gigers zurückgehende Monster – in den Fokus rücken musste. Dahingehend enttäuscht der Film nicht. Denn vor allem tricktechnisch bieten die Macher einiges – einschließlich vereinzelt deftiger Gore-Einlagen. Nur genügt die vertraute Horror-Atmosphäre allein einfach nicht, um die letztlich wenig überzeugende Begründung für die Geburtsstunde der Facehugger und Chestburster zu egalisieren. Da rückt auch die vorhersehbare, immerhin angemessen fiese Finalwendung nichts mehr gerade. Mit der Entmystifizierung des Schreckens hat Ridley Scott seinem Klassiker keinen Gefallen getan.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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