„When they [the Company] first heard about this thing, it was ´crew expendable´. The next time they sent in marines. They were expendable, too. What makes you think they‘ll care about a bunch of lifers who found God at the ass-end of space?“ – Direkt und chancenlos: Ripley
Die „Alien“-Reihe wird durch die individuelle Klasse und die eigentümliche Vision ihrer verschiedenen Regisseure ausgezeichnet. Ridley Scott, der das als Meilenstein gefeierte Original in schleichender Schaurigkeit zum Charakterdrama ausweitete, wurde von James Cameron abgelöst, den die Tiefe seiner Figuren nicht an einer explosiven Action-Orgie hinderte. Mit Teil drei gab der spätere Erfolgsregisseur und Kinoexzentriker David Fincher („Fight Club“) sein Spielfilmdebüt. Nur deckte sich seine Vision nicht mit der der Verantwortlichen bei 20th Century Fox, die ihm massiv zusetzten und selbst das auf DVD veröffentlichte Making of um sämtliche das Studio diskreditierenden Szenen kürzen ließ.
Fincher selbst äußerte sich nach Beendigung der Dreharbeiten nur noch widerwillig zu seinem ersten Kinofilm. Der renommierte Musikregisseur, der zuvor mit Madonna und Paula Abdul gearbeitet hatte, kehrte mit dem viel kritisierten Kassengift einer existenzialistischen Geschichte zur klaustrophobischen Enge von Scotts Serienauftakt zurück. Action bleibt rar gesät, wenn die unfreiwillige Weltraumamazone Ellen Ripley (Sigourney Weaver) mit einer Rettungskapsel auf dem Planeten Fiorina 161 landet und in einem albtraumhaften Labyrinth aus Tunneln und Luftschleusen gegen ein Alien und den Feind im eigenen Körper kämpft. Denn mit Entsetzen muss sie lernen, dass in ihrem Brustkorb ein außerirdischer Embryo heranwächst.
Nachdem auf jenem Raumschiff, mit dem Ripley am Ende von „Aliens“ die Heimreise antrat, durch Zutun unbemerkt an Bord gelangter Facehugger ein Feuer ausbricht, werden sie, Soldat Hicks und das Mädchen Newt mit einer Rettungskapsel abgesprengt. Den Absturz überlebt lediglich Ripley. Android Bishop (Lance Henriksen, „Pumpkinhead“), zumindest der Rest von ihm, landet auf dem Müll, dient im Verlauf der Geschichte aber noch für eine kurze Bestätigung der Anwesenheit eines Aliens. Dem stehen die verbliebenen Bewohner des ehemaligen Minen- und Knastplaneten relativ schutzlos gegenüber, verfügen sie doch weder über Schuss- noch andere Waffen.
Die ausnahmslos männliche Gemeinde, die neben einer kleinen Zahl Aufseher, 25 Sträflinge umfasst, hat sich unter dem spirituellen Führer Dillon (Charles S. Dutton, „Mimic“) Gott zugewandt. Diese religiöse Zweckgemeinschaft aus Vergewaltigern und Mördern wird durch die Anwesenheit Ripleys in Aufruhr versetzt – und nicht zuletzt in Versuchung geführt. Die eigentliche Gefahr aber geht von dem aus einem Ochsen (in der kürzeren und weniger schlüssigen Kinofassung einem Hund) herausgeplatzten Monster aus, das die gläubigen Gefangenen rasch zu dezimieren beginnt. Ripley, die sich auf den ansässigen Arzt Clemens (Charles Dance, „Last Action Hero“) einlässt, versucht die Kreatur zu töten. Doch die Zeit drängt. Nicht nur wegen dem Alien in ihrer Brust, sondern auch dem Rettungsteam des Mutterkonzerns, der der Spezies endlich habhaft werden will.
Drehbuchautor Larry Ferguson („Highlander“), dessen Skript von den abermals als Produzenten fungierenden David Giler und Walter Hill („Getaway“) überarbeitet wurde, gibt der Saga eine völlig neue Ausrichtung. Sämtliches Potential der philosophisch angehauchten Opfer-Geschichte wird dabei sicher nicht ausgeschöpft, aber der gebeutelte Fincher schöpft aus düsteren Kulissen und der langsamen Entfaltung des neu variierten Grauens ein Höchstmaß an Atmosphäre. Brillant fotografiert und mit blutigen Effekten gespickt, ist „Alien 3“ ein inhaltlich durchaus streitbarer, visuell hingegen überwältigender Horrorfilm, der trotz seiner turbulenten Entstehungsgeschichte leicht an die Qualität der klassischen Vorgänger anknüpft. Fincher mag sein Kinodebüt als gescheitert betrachten. Seine Wirkung verfehlt dieses aber bis heute nicht.
Wertung: (8 / 10)