Agnostic Front – The American Dream Died (2015, Nuclear Blast)

agnostic-front-the-american-dream-diedBeweisen müssen AGNOSTIC FRONT längst nichts mehr. Das New Yorker Hardcore-Urgestein ist ein wahrer Szene-Primus und Schreihals Roger Miret eine Gallionsfigur der Ostküsten-Stilpflege. Verbogen hat sich die Band trotz Kontroversen (u.a. die sporadische Ablehnung des Sozialstaates) und streitbarem Crossover-Abstecher nie. Zwar wurde es über die Jahre eine Spur melodischer und punkiger (man denke nur an den unverwüstlichen Klassiker „Gotta Go“), an der grundlegenden Wut im Bauch hat sich jedoch wenig geändert.

Dafür steht auch ihre elfte Platte „The American Dream Died“, in dem gegen politische Willkür, Gentrifizierung („The Old New York“) oder die Polizei („Police Violence“ bringt die üblichen „Fuck the Police“-Salven ein) gewettert wird. Vor allem letzteres scheint angesichts der Ereignisse von Ferguson oder Baltimore aktueller denn je. Unterfüttert wird der aufbegehrende Geist durch wuchtigen, gewohntermaßen von schweren metallischen Breitseiten erschütterten Hardcore. Im Zusammenwirken mit Crewshouts („Only in America“, „I Can’t Relate“), Mitgrölpassagen („Test of Time“, „We Walk the Line“) und im Stile H2Os vorgetragenen Punknummern („Never Walk Alone“, „Reasonable Doubt“, „Just Like Yesterday“) wird daraus eine insgesamt ansprechende, anbei aber auch weitgehend durchschaubare Krachsalve.

Natürlich beruft sich auch diese zwischen markigem Poltern sowie Familien- und Szenepflege einzig auf bewährte Formeln. Das zeigt bereits das Cover, auf dem die Freiheitsstatue mit Totenschädel auf einer Dollarnote abgebildet ist. Beim Intro kommen dann Sirenen und Schussgeräusche zum Einsatz. Fast könnte man AGNOSTIC FRONT das schlichte Bedienen abgestandener Klischees unterstellen. Nur darf dabei nicht vergessen werden, dass sie maßgeblich zu deren Etablierung beigetragen haben. An Leidenschaft jedenfalls mangelt es Band und Platte nicht. Dass „The American Dream Died“ wenig Neues bietet, stört daher wohl auch nur diejenigen, die Tradition im Hardcore mit Langeweile verwechseln.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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