Musikalisch wurde es etwas still um AGAINST ME!. Die Schlagzeilen bestimmten sie aber doch. Vor allem die Transsexualität ihres Frontmannes Tom Gabel stand lange im Vordergrund, der nach seiner Geschlechtsumwandlung nun Laura Jane Grace heißt. Genau dies ist auch zentrales Thema des sechsten Albums „Transgender Dysphoria Blues“. Laura Jane Grace schrieb sich förmlich all ihren Schmerz von der Seele. Sie singt über Vorurteile, Anfeindungen und natürlich ihre eigenen Gefühle und Ängste. Schon allein das macht dieses Album zum bisher persönlichsten ihrer Karriere. Das sich nebenbei das Personalkarussell an Bass und Drums munter drehte, geht in all dem Wirbel fast etwas unter.
All die Veränderungen innerhalb der Band haben jedoch nicht zu einem anderen Sound geführt. Der Bombast und Pomp von „White Crosses“ gehört allerdings der Vergangenheit an. AGAINST ME! nähern sich mit „Transgender Dysphoria Blues“ immer wieder ihren früheren Tagen an. Statt größerer Hallen klingen manche Songs wieder nach einem stickigen Club. Vor allem das krakelige, wütende „Drinking With The Jocks“ klingt so, als wäre es in der „As The Eternal Cowboy“-Zeit entstanden. Auf den Gesang haben die körperlichen Umstellungen somit keinen Einfluss gehabt. Auch „True Trans Soul Rebel“ oder „Dead Friend“ sind typische kleine Hymnen mit viel Charme.
Nur ab und an wird die Band etwas experimenteller. „Osama Bin Laden As The Crucified Christ“ wirkt etwas schwermütig, während „Unconditional Love“ nach leichtem GREEN DAY Einschlag klingt. Die Ballade „Two Coffins“ dagegen wäre verzichtbar gewesen. Dafür setzt es mit dem finalen „Black Me Out“ noch mal einen großen melodischen Mittelfinger in alle Richtungen.
Gewisse Skepsis war sicherlich vorhanden. Warum auch immer. AGAINST ME! aber scheinen so stark zu sein wie lange nicht mehr. Als klares Statement – auch an die eigene Szene – darf das Album ruhigen Gewissens verstanden werden. Inhaltlich persönlich und überaus direkt, musikalisch kurzweilig und mit einigen wirklich guten Songs.
Wertung: (7,5 / 10)