After.Life (USA 2009)

after.lifeDer Tod ist nicht das Ende: Nach einem Autounfall im strömenden Regen erwacht die junge Lehrerin Anna (wirkt auch mit 31 noch so kindlich wie zu „Addams Family“-Zeiten: Christina Ricci) auf dem Metalltisch des Bestatters Eliot Deacon (Liam Neeson, „Batman Begins“). Der versucht ihr in geduldiger Gleichmütigkeit zu erklären, dass sie bei dem Crash gestorben sei und während der Wartezeit auf den Beerdigungstermin besser von allen irdischen emotionalen Bindungen Abstand nehme. Aber wie kann das sein? Schließlich atmet Anna noch. Von alptraumhaften Visionen geplagt, sucht die (vermeintlich) Tote nach einem Ausweg.

Daraus resultiert ein Mystery-Thriller, der halbgar zwischen den Ebenen verschiedener Vorbilder wandelt. Langfilmdebütantin Agnieszka Wojtowicz-Vosloo, die auch am Drehbuch mitschrieb, setzt auf unheimliche suggestive Bilder und jongliert mit Schrecksekunden, Zweideutigkeiten und Mutmaßungen. Aber eine Geschichte im Stile von „Lebendig begraben“ ist „After.Life“ letztlich nicht geworden. Der Reiz der erhabenen Visualisierung und die sehenswerte Besetzung um den souveränen Neeson und die freizügige Ricci tragen den Film. Nur muss man, um sich auf die Geschichte einzulassen, großmütig über mangelnde Logik, relative Vorhersehbarkeit und die aufdringlich offensive Spannungserzeugung hinwegsehen können.

So wirkt das Ganze bisweilen arg gestelzt und im Auslegen falscher Fährten nicht selten unnötig übertrieben. Dies Moment haftet besonders der Rolle von Annas Freund Paul (Justin Long, „Drag Me to Hell“) an. Der treibt sich und die Polizei nach unheimlichen Erscheinungen und der Aussage des kleinen Jack (Chandler Canterbury, „Knowing“), einem von Annas Schülern, der behauptet, er habe sie im Bestattungsinstitut an einem Fenster stehen sehen, an den Rande des Wahnsinns. Zusätzliche Tragik soll das Verhältnis zwischen Paul und Anna bringen, da sie aus Angst, verletzt zu werden, ihre Gefühle unterdrückte und, als er ihr einen Antrag machen wollte, gleich Trennung witterte und verheult ins Auto stieg. Mit den bekannten Folgen.

Nicht zwingend sinnstiftend ist auch der kleine Jack, der, „The Sixth Sense“ lässt grüßen, Tote sieht und im gekünstelt undurchsichtigen Bestatter Eliot schlussendlich einen Mentor zu finden scheint. Was über die stattliche Fülle an Unzulänglichkeiten hinwegsehen lässt, ist die grundlegende Zurückhaltung Wojtowicz-Vosloos, die zwar hier und da auf konventionelle Schockmomente setzt, sich ansonsten aber eher mit Andeutungen begnügt (siehe Jacks Mutter). So richtig entschlussfest scheint „After.Life“ damit trotzdem nicht. Als Verleihpremiere aufgrund der handwerklichen und darstellerischen Güte sicher eine Empfehlung wert, hätte dieser Film in den hiesigen Kinos aber wahrlich nichts verloren gehabt.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

scroll to top