Nur selten sind Filme so schlecht wie ihr Ruf. „Aeon Flux“, die Verfilmung einer MTV-Comicserie, ging im Herstellungsland Amerika sang- und klanglos unter. Das Ansehen von Oscarpreisträgerin Charlize Theron („Monster“) erlitt, ähnlich Halle Berry in „Catwoman“, empfindliche Risse. Dabei sah das Konzept einen lupenreinen Blockbuster vor, kein um künstlerische Innovation buhlendes Kinoprojekt. Die kollektive Verunglimpfung von „Aeon Flux“ bleibt nur in Teilen nachvollziehbar. Klasse hat der Film nicht. Aber er ist ein weiteres Beispiel dafür, dass abgewatschte Produktionen durchaus ihren Reiz haben.
Zu Beginn des dritten Jahrtausends wird die Menschheit von einer Virusepidemie nahezu ausgelöscht. Dem Wissenschaftler Trevor Goodchild (Marton Csokas, „Königreich der Himmel“) gelingt die Herstellung eines Gegenmittels. Die letzten Überlebenden schotten sich von der Außenwelt ab, in Bregna, der letzten Stadt des Planeten. Umgeben von riesigen Mauern nimmt die Gesellschaftsbildung ihren Lauf. 400 Jahre später droht erneut das Chaos. Killerin Aeon Flux (Theron), Teil der militanten Rebellengruppe Monicans, soll die Wende herbeiführen und Goodchild eliminieren. Doch dann kommt alles anders.
Mit ihrem Debütfilm „Girlfight“ erntete Karyn Kusama die Anerkennung, die ihr für „Aeon Flux“ verwehrt bleiben sollte. Die Kluft zwischen Independent-Kino und Hollywood-Großproduktion wog eindeutig zu schwer. Es ist nicht nur die Regie, die ohne greifbare Konturen bleibt, auch die Darsteller erfüllen ihre Pflicht ohne emotionalen Aufwand. Mitunter mag das zur Stimmungsbildung beitragen, zumeist nährt es den Gegensatz zwischen den imposanten Bildern und der faden Geschichte. Die zahlreichen Auftritte deutscher Schauspieler – unter anderem Ralph Herforth („Der Felsen“) und Nikolai Kinski („Klimt“) – bleiben darauf zurückzuführen, dass der Film zu einem Großteil in Berlin entstand.
Das überzeugendste Element ist die Visualisierung. Wenn interpersonale Kommunikation in Form von zu schluckenden Kapseln oder in Flüssigkeit gelösten Substanzen erfolgt, verfügt „Aeon Flux“ über ein Standbein individuell technisierter Eigenständigkeit. Pfeilschießende Baumfrüchte und Stacheln aufstellendes Gras stützen dies futuristische Ambiente ebenso wie Outfits zwischen Robe und Latexkluft. Daneben wird auf bewährte „Matrix“-Anleihen und jugendfreie Action auf gehobenem TV-Niveau gesetzt. Obwohl der Film deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, ist allein die formale Liebe zum Detail sehenswert. Was der gestylte Sci-Fi-Comic unter der schicken Oberfläche aber vermissen lässt, ist eine Seele.
Wertung: (4 / 10)