Nach Jahren der Stagnation befindet sich Russlands Kino wieder im Aufwind. Das Zehren von großen Klassikern, den Eisensteins, den Tarkowskis, hat endlich ein Ende. Filme wie „Wächter der Nacht“ stehen für ein neues Selbstbewusstsein, das internationalen Vergleichen wieder standhalten kann. Allerdings bezieht sich dies eher auf klassisches Unterhaltungskino und nicht länger auf anspruchsvolle Werke von politischer Tragweite. Das aufwändige Historien-Drama „Admiral“, Illustration des Lebens von Russlands Volkshelden Alexander Kolchak, bemüht sich um die Grätsche zwischen Kunst und Kommerz. Mit durchwachsenem Erfolg.
Während des Ersten Weltkrieges erweist sich Kolchak, überzeugend gespielt von Konstantin Kabenskiy („Wanted“), in der baltischen See als gewiefter und wagemutiger Stratege. Der Kapitän eines Kriegsschiffes wird 1916 von Zar Nikolai persönlich zum Vize-Admiral und Oberkommandeur der Flotte im Schwarzen Meer befördert. Mit dem Sturz des Regenten aber wird noch während des Krieges die Monarchie abgeschafft und eine provisorische Regierung gebildet. Der Aufstand der Arbeiter greift auch auf die Matrosen in der Flotte über. Sie fordern die Entwaffnung der Offiziere zur Prävention einer konterrevolutionären Bewegung. Um Blutvergießen zu vermeiden, streckt auch Kolchak die Waffen.
Der Held zur See soll Verteidigungsminister werden, lehnt unter den ihm gebotenen Bedingungen jedoch ab und geht als Gesandter nach Amerika. Nach der Novemberrevolution und dem Putsch der Bolschewiken kehrt er nach Russland zurück, um die „Roten“ als Truppenführer zu bekämpfen. Entscheidende Wendungen wie diese handelt Regisseur Andrei Kravchuk („Der Italiener“) in Halbsätzen ab. Statt den historischen Umbrüchen widmet er sich dem Liebesleben Kolchaks. Obwohl verheiratet, bandelt dieser mit Anna (Elizaveta Boyarskaya, „Der Untergang“) an, der jungen Gemahlin eines anderen Marineoffiziers. Vereinigt werden die beiden aber erst im kriegsgebeutelten Omsk 1919, wo sich der Niedergang des geachteten Kämpfers so deutlich abzeichnet wie der Sieg der roten Armee.
Als Geschichtsstunde bleibt „Admiral“ zu flüchtig, als Romanze zu unterkühlt und distanziert. Die großen Gefühle bleiben aus, während der historische Kern nur allzu häufig in den Hintergrund rückt. Mit der Konsequenz, dass Kravchuks vom russischen Innenministerium mitfinanzierter Film einfach zu selten wirklich packt. Pathetisches Kriegs-Kino für das Bewusstsein einer widererstarkenden Weltmacht ist das Epos allerdings nicht. Zumindest nicht durchweg. Kolchak wird fraglos verklärt, jedoch weniger durch die Darstellung seiner Person als vielmehr die ausschnitthafte Rekonstruktion der Ereignisse. Der politische Umbruch im Zeitraffer ist mit großem Aufwand inszeniert und bisweilen in drastische Bilder gehüllt. Nur will der Spagat zwischen bitterem Kriegs-Drama und leiser Liebesgeschichte einfach nicht überzeugend gelingen.
Wertung: (5 / 10)