Es gibt Stimmen, die halten den Hardcore für eine Sackgasse. Zu wenig Entwicklung, zu wenig Variationsspielraum. Auch wenn ADDITIONAL TIME diese These mit dem Titel ihres Zweit-Langspielers „Dead End“ zunächst zu stützen scheinen, so wird sie schlussendlich doch Lügen gestraft. Denn die Saarländer nutzen den zugegeben überschaubaren Raum, der klassischen Genrekelle eigenes Gewicht zu verleihen, grundlegend überzeugend.
Bereits das „Intro“ offenbart, wie fließend die Grenzen zwischen Hardcore und Metal (sowie Metal-Hardcore) aufgefasst werden. Dazu zählt auch, wie „Extinction“ oder „Cold World“ belegen, dass die barschen Shouts durch semi-klare Gesangparts in Gruppenstärke flankiert werden. Dass die sprichwörtliche Neuerfindung des Rades ausbleibt, unterstreichen Songtitel wie „Unbroken“, „Filled With Rage“ oder „Stronger Than Death“. Nur sagt das nichts über die grundlegende Qualität von „Dead End“ aus.
Das Niveau von Songwriting und Instrumentierung bleibt beständig über Knüppel-Standard (zu den Anspieltipps zählen u. a. „Times of Turmoil“ und „Forsaken“), so dass melodische Abstecher fest ins strukturelle Gesamtgefüge integriert sind. Dabei bemühen sich ADDITIONAL TIME über die Dauer der 13 Tracks immer wieder um Passagen, die dem archetypischen Genresound widerstreben. Ein gutes Beispiel bildet „Seize the Day“, bei dem der NICKELBACK-Einstieg sicher nicht jeden Geschmacksnerv trifft, jedoch vom Bestreben kündet, den Hardcore vom Verdacht der kreativen Sackgasse zu befreien. Danke dafür!
Wertung: (7 / 10)