Hot, Hotter, Hottest.
Die Blaxploitation-Welle war längst versiegt, als Carl Weathers 1988 in „Action Jackson“ das gewaltvolle Erbe von „Beverly Hills Cop“ Axel Foley antrat. Action-Papst Joel Silver („Commando“, „Matrix“) produzierte, der ehemalige Stuntman – u.a. bei „Rollerball“, „The Warriors“ und dem „A-Team“ – und spätere Genre-Routinier Craig R. Baxley („Dark Angel“, „Stone Cold“) gab seinen Einstand als Regisseur. Schief gehen konnte bei dieser rasanten Mixtur aus beinharter Action und trockenem Macho-Humor im Grunde nichts – denn was seinerzeit die Massen ins Kino lockte, zählt in der Gegenwart als Rudiment der quietschbunten 80er längst zum bedingt gehaltvollen Lerntross der Gegenwart.
Nach einem feurigem Auftakt – in dessen Zuge mit Ed O´Ross („The Hidden“, „Universal Soldier“) und Mary Ellen Trainor („Stirb Langsam“, „Lethal Weapon 1-4“) gleich zwei renommierte Chargisten das Zeitliche segnen – und ironischer Introduktion des bulligen Titelhelden Jericho „Action“ Jackson (Carl Weathers, „Rocky 1-4“, „Predator“) taucht der Streifen unmittelbar ein in sein klischeebeladenes Panoptikum aus Manipulation, Korruption und Mord. Denn niemand geringeres als der einflussreichste Industrielle der „Motor City“ Detroit, Peter Dellaplane (Craig T. Nelson, „Poltergeist“, „The Skulls“), schafft mit unlauteren und ruppigen Methoden einige Gewerkschaftler aus dem Weg.
Als Jackson Nachricht seines alten Freundes Tony Moretti (Robert Davi, „Maniac Cop 2+3“, „James Bond – Lizenz zum Töten“) erhält, bezeugt dieser, Dellaplane sei Drahtzieher der Morde. Kurz darauf wird Tony getötet. Mit Hilfe der drogenabhängigen Nachtclubsängerin Sydney Ash (Vanity, „Lance – Stirb niemals Jung“, „Kiss of Death“) – mit der sich Dellaplane außerehelich vergnügt – schickt sich „Action“ Jackson an, seinem Namen alle Ehre zu machen und dem ohnehin verhassten Widersacher den Gar aus zu machen. Dem im Wege steht allerdings ein hartnäckiges Killerkommando, welches Jericho mit eiskalter Präzision ausmerzen soll. Dafür wird dem unverwüstlichen Cop sogar der Mord an Dellaplanes Frau Patrice (Sharon Stone, „Sliver“, „Catwoman“) angelastet.
„Action Jackson“ ist die Ein-Mann-Version des vierzehn Jahre später realisierten Krachers „Bad Boys“, was nicht nur der von Michael Bay adaptierte Ritt Jacksons auf einem Taxi bei voller Fahrt belegt. Überhaupt repräsentiert der bar jeder Realität angesiedelte Streifen mit seinen fliegenden Autos, gebrochenen Knochen und explodierender Action besser denn je den Geist der wüsten 80er. Von der nöhlenden Nutte auf dem Polizeirevier bis hin zum cholerischen – wohlgemerkt ebenfalls schwarzen – Vorgesetzten (Bill Duke, „Ein Vogel auf dem Drahtseil“, „Payback“) wird jedes Klischee des modernen Actionfilms dankbar aufgegriffen und bedient . Carl Weathers strotzt vor Maskulinität und ist sogar so tough, dass er im kurzen Sprint ein fahrendes Auto einholt – das soll ihm erst mal einer nach machen.
Mit Vanity präsentiert der Film eine Frühform schauspielernder Ex-Models. Das diese allerdings völlig zu Recht bald darauf in der Versenkung verschwand, belegt wohl, dass das Leben beizeiten doch Gerechtigkeit walten lässt. Vor allem die sich am Ende spontan abzeichnende Läuterung des Junkies Sydney ist an Einfalt kaum zu überbieten. Am äußeren Rande des Geschehens lässt Sharon Stone – neben dem im gleichen Jahr produzierten Seagal-Durchbruch „Above the Law“ – erneut ihre weiblichen Reize sprechen, bevor ihr Körper vier Jahre später mit „Basic Instinct“ endgültig zu Weltruhm gelangte. Auch die beiden Veteranen des späteren TV-Hits „Tour of Duty“ – bei dem auch Hauptdarsteller Carl Weathers gelegentlich durch den Busch Vietnams luken durfte – Miguel A. Núñez Jr. und Stan Foster beehren die filmschaffende Welt in „Action Jackson“ mit kurzen Gastspielen, während auch der hinlänglich – zumindest durch sein fortwährendes Ableben bekannte – Al Leong („Stirb Langsam“, „Replacement Killers“) einmal mehr als Kugelfang herhalten muss.
Aller Inhaltslosigkeit zum Trotze ist „Action Jackson“ ein heimlicher Genreklassiker – dumm wie eine Scheibe Schwarzbrot und trotzdem süffisant launig. Da möchte man vor Stupidität fast in Tränen ausbrechen und schreien: „Solche Filme werden heutzutage gar nicht mehr gedreht“. Werden sie schon, doch ist diese Art unbedarfter Dummheit längst selbst zum Klischee verkommen – und Carl Weathers zur Mumie des Actionfilms, wie allein die überflüssige wie vermeintliche Fortsetzung „Dangerous Passion“ beweist.
Wertung: (6 / 10)