Warren Schmidt (Jack Nicholson, „Besser geht’s nicht“) ist 66 Jahre alt und arbeitete in einem trostlosen Versicherungsbüro. Er wurde berentet. Eine Erfahrung, die man nach einem Leben voller monotoner Arbeit und Trübsinn nicht so einfach verkraftet. Er kommt nach Hause und bemerkt, dass die Langeweile an ihm zu nagen beginnt. Seine Gattin beäugt er immer kritischer und letztlich fragt er sich, wer diese fremde alte Frau überhaupt sei. Seine freie Zeit ist ihm eher störend und er entschließt sich, animiert von einem TV-Spot, einen sechsjährigen afrikanischen Jungen namens Ndugu finanziell und brieflich zu unterstützen. Lange persönliche Briefe resultieren aus seiner freien Zeit. Ein paar Tage später kommt Warren von einer Besorgung wieder und seine Frau liegt tot im Hausflur.
Warren ist geschockt und in seine neue Langeweile kommt nun auch noch die Einsamkeit und Trauer. Seine geliebte Tochter Jeannie (Hope Davis, „Arlington Road“) kommt mit ihrem Verlobten Randall (Dermot Mulroney, „Copykill“) zur Beerdigung und kümmert sich um ihren Vater. Warren, der in Randell einen ungewollten Familienzuwachs sieht, ist mit der Beziehung Jeannies nicht einverstanden. Als Jeannie und Randall wieder nach Denver zurückreisen, versucht Witer Warren allein zurecht zu kommen. Er sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher, kauft für Jahre ein und müllt sein Haus immer mehr zu. Warren sehnt sich nach seiner Frau, bis er in einem versteckten Karton Liebesbriefe seines besten Freundes an die verstorbene Frau findet. Die Freundschaft wird vorerst gekündigt! Die Enttäuschung und das Wissen seiner nicht nur vermuteten Unwissenheit über sie, lassen ihn zu dem Entschluß kommen, mit einem neuen und deutlich zu großen Wohnmobil durch die Lande zu fahren.
Einerseits macht er dies, um Jeannies Hochzeit in Denver beiwohnen zu können, als auch die Stationen seines Lebens zu befahren. In dieser Zeit lernt Warren andere Camper kennen und vermisst seine Frau ungeachtet ihrer Untreue. Auch schreibt er Ndugu viele nachdenkliche und liebenswerte Briefe. Er bemerkt, dass er sein Leben ändern muß und dass er noch vieles zu erledigen hat. In Denver angekommen, lernt Warren die schräge Familie Randalls kennen. Dessen Vater hört sich gern selber reden, während die Mutter (Kathy Bates, „Primary Colors“), eine Esotherikerin, mehr über das Sexualleben seiner Tochter weiß, als ihm lieb ist. Vom hohlköpfigen Bruder, der kaum ein Wort von sich gibt, ganz zu schweigen. So muss Warren der Tatsache ins Auge sehen, dass Jeannie erwachsen geworden ist und er seinem eigenen Leben nachzugehen hat.
„About Schmidt“ ist ein Film der Meisterklasse. Trotz kleiner Längen begeistert Alexander Paynes („Election“) Werk durch die behutsame Inszenierung und insbesondere die grandiose Darbietung Jack Nickolsons in der Hauptrolle. Nicholson versieht den spröden Charakter mit subtilem Witz, so dass man an manchen Stellen zu Tränen gerührt ist und an anderen von einem Grinsen in ein Lachen verfällt. Die Briefe an Ndugu sind teilweise so wunderbar naiv und liebenswert zugleich. Schmidt ist ein eigentlich einfacher Mensch, der in seinem Leben einen Schnitt macht und über das Sein nachdenkt. Eigentlich bemerkt er, dass er ein Niemand ist, da er nichts Großes bewirkt hat und dass er, wenn er sterbe, einfach in Vergessenheit geraten würde.
Er schreibt all seine Gedanken nieder und erklärt Ndugu seine Lebensweise und auch die Vorzüge, die er genießt. Er erzählt von seiner Frau, die ihn immer unterbrach, wenn er sich unterhielt, von seiner Tochter, die mit Freuden seine Schecks annimmt und dass er mit der Wahl von Randall gar nicht einverstanden ist. Die Briefe an den fremden Jungen handeln von Alltäglichkeiten und belanglosen Dingen des Lebens eines 66-jährigen Mannes. Payne charakterisiert in seiner Sozialsatire einen Mann, der sich aus seiner Monotonität unfreiwillig herausreißt und das typische amerikanische Camperleben ausprobiert, um die Abkapselung seiner Tochter nach dem Tod seiner Frau erfahren zu müssen. Ein Film, der wirklich lohnt und in dem Jack Nicholson wieder einmal restlos überzeugt.
Wertung: (9 / 10)