A Single Man (USA 2009)

asinglemanAls Colin Firth für seine Darbietung in „The King’s Speech“ 2011 den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt, war diese Auszeichnung für viele Kritiker längst überfällig. Denn ein Jahr zuvor war der Brite bereits für seine famose Performance in Tom Fords Literaturverfilmung „A Single Man“ nominiert worden, zog gegen Jeff Bridges, der im Folgejahr ebenfalls wieder zu den Berufenen zählte, aber den Kürzeren. Doch ist es nicht allein sein Auftritt, der das Regiedebüt von Modedesigner Ford zu einem cineastischen Leckerbissen macht.

Das leise Charakterdrama lebt neben der darstellerischen Akzentuierung vor allem durch das visuell beeindruckend eingefangene Zeitkolorit der sechziger Jahre. Die Sets und Bilder wirken im Design nicht einfach produziert, sondern geradewegs komponiert. Die Lebensweise des homosexuellen britischen Akademikers George Falconer (Firth) wird dadurch schier metaphorisch aufgeladen. Bereits das morgendliche Ankleidungsritual wird zur alltäglichen Maskerade, bei der das wahre Gesicht des Universitätsprofessors hinter einer adretten Fassade verschwindet.

Der Schein des gepflegten intellektuellen Einwanderers trügt ebenso wie die Glasfront seines Hauses in einem typischen amerikanischen Vorort von Los Angeles. Die architektonische Offenheit widerstrebt der politischen Paranoia jener Ära des Kalten Krieges, dessen drohende Eskalation der Kuba-Krise George über Nachrichtenmeldungen begleitet. So lange er seine gesellschaftliche Rolle erfüllt, scheint seine Homosexualität kein Problem. Trotzdem steht er mit seiner emotionalen Zerrüttung allein da. Seit sein langjähriger Partner bei einem Autounfall ums Leben kam, treibt George die Todessehnsucht.

Nachbarin und Jugendliebe Charley (Julianne Moore, „Children of Men“) bleibt seine einzige Bezugsperson. Während er sich aber mit einem geladenen Revolver in der Tasche auf eine Abschiedstour zu relevanten Lokalitäten und Menschen begibt, weckt Student Kenny (Nicholas Hoult, „Skins“) verloren geglaubte Lebensfreude. Georges melancholische Wandlungen quittiert Ford in der Farbgebung, die meist matt und gesetzt bleibt, in hoffnungsvollen Szenen hingegen gesättigt und vital wirkt. So vollzieht sich der unvermeidliche Tod des gebrochenen Einzelgängers langsam, jedoch nicht ohne ihm einen gewissen Seelenfrieden zuzugestehen. Ein elegantes Charakterdrama mit Klassikerpotenzial.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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