Da ist er wieder, der gefürchtete Screamo-Gleichklang der Victory-Bands. Zumindest in Teilen. Auch A DAY TO REMEMBER orientieren sich an der zeitgemäßen Mischung aus Härte und Melodie. Doch da gibt es einen wesentlichen Unterschied. Der findet sich in der knietiefen Verwurzelung im derben Hardcore. Und da wird nicht nur geschrieen, da wird gegrummelt, gegrollt und gespieen. Dem entgegen steht der Zuckerguss. Klebrig süß und nach der Übersättigung des Genres mittlerweile akute Magenverstimmung verursachend.
„For Those Who Have Heart”, das Victory-Debüt des Fünfers aus Florida, will gefallen. Allerdings nicht um jeden Preis. Man darf das ruhigen Gewissens scheiße finden, wie so viele Platten der ewig in die gleiche Kerbe schlagenden Kollegen. Andererseits aber fällt es auch nicht schwer, die Scheibe in sein Herz zu schließen. Das liegt an Hits des Kalibers „Speak of the Devil“ oder „The Plot to Bomb the Panhandle“, die in ihrer ausgewogenen Mischung aus ohrwurmtauglich verspielt punkiger Poppigkeit und bedingungsloser Härte selbst die kühnsten Kritiker verzücken dürften.
Dann aber ist da wieder das schematische Abspulen, das Blasen ins ewig gleiche Horn. Dort stoßen A DAY TO REMEMBER an ihre Grenzen. Im Schwulst der Ballade „The Price We Pay“ reibt sich die Sympathie auf. Das ärgert, zumal auch diese aufstrebende Band bisweilen jede Originalität vermissen lässt. Das klingt mal nach SCARS OF TOMORROW oder ATREYU, dann wieder wie SILVERSTEIN oder SENSES FAIL. Fans greifen trotzdem zu, weil die Spielweise gefällt und prächtige Eingängigkeit die Sinne betäubt. Das Versäumnis der Eigenständigkeit bleibt da fast verzeihlich.
Wertung: (6,5 / 10)