36 – Tödliche Rivalen (F 2004)

36-toedliche-rivalenDer französische Film hat außerhalb von Hollywood eine besondere Bedeutung. Die europäische Konkurrenz kann da weitgehend nicht mithalten und schaut dem eigenwilligen Stil der Franzosen meist hinterher. Ob nun anspruchsvolle Kost oder Actionfach, die Produktionen unserer Nachbarn können häufig locker mit Hollywood-Ware mithalten. Dem in nichts nach steht auch der Polizeithriller „36 – Tödliche Rivalen“, bei dem es nicht verwundern würde, wenn die Traumfabrik bald ihre eigene Interpretation des Stoffes drehen würde.

Eine mehrköpfige Bande hat sich auf Überfälle auf Geldtransporter spezialisiert. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln. Nachdem wieder ein Transport auf offener Straße binnen weniger Minuten geplündert wurde, gerät die Polizei immer mehr unter Druck. Der Polizist Leo Vrinks (Daniel Auteuil), der nicht immer auf legale Methoden bei seinen Ermittlungen zurückgreift, wird mit dem Fall betraut. Tatsächlich gelingt es ihm, durch einen zwielichtigen Informanten ausreichende Informationen über den Verbleib der Bande zu erhalten. Als Gegenleistung soll Vrinks seinen Informanten treffen. Nur begeht der mehrere Morde, mit denen Vrinks nicht in Verbindung gebracht werden wil. Also deckt er den Informanten.

In einer groß angelegten Aktion stürmt die Polizei das Versteck der Gangster. Dabei geht der erfahrene Polizist und ehemalige Freund von Vrinks, Denis Klein (Gerard Depardieu), jedoch äußerst ungestüm vor und ein Kollege von Vrinks wird während des Schusswechsels erschossen. Klein wird von Vrinks und seinen anderen Kollegen fortan gemieden. Zudem steht eine Beförderung ins Haus, den Posten machen Vrinks und Klein unter sich aus. Nachdem Klein von Vrinks Informanten und den von ihm gedeckten Mord erfährt, verrät er Vrinks. Dieser wandert für viele Jahre hinter Gitter, während Klein immer mächtiger wird. Als auch noch Vrinks Frau unter seltsamen Umständen ums Leben kommt und dort allerhand vertuscht wird, sinnt dieser auf Rache.

Im Polizei-Metier fühlt sich Regisseur Olivier Marchal wohl, auch wenn sein neuester Streich nicht eine solch beinharte Geschichte darstellt, wie der Alain Delon Selbstjustiz-Reißer „Panther 2“ aus dem Jahre 1988. „36 – Tödliche Rivalen“ erinnert stellenweise an Michael Manns „Heat“, wenn auch hier die beiden Kontrahenten auf derselben Seite des Gesetzes stehen. Doch auch sie sind nicht treue Verfechter der von ihnen vertretenen Profession. Die übliche Frage nach Gut und Böse stellt sich somit nicht zwangsläufig, vielmehr verwischen die Grenzen immer wieder. Die Rollenverteilung ist somit nicht ganz eindeutig, wenn auch die Figur des Denis Klein – gespielt vom überzeugenden Gerard Depardieu – im Verlauf des Films bewusst über Leichen geht und skrupelloser als sein Gegenüber erscheint.

Neben der überzeugenden Regie und einer weitgehend in blau und grau Tönen gehaltenen Optik sind es vor allem die beiden Hauptdarsteller Gerard Depardieu („1492“) und Daniel Autiel („Die Bartholomäusnacht“), die dem Film ihren Stempel aufdrücken. Vor allem Depardieu kann überzeugen, der hier unterkühlt und mit versteinernder Miene den lediglich auf seinen Vorteil bedachten Polizisten Denis Klein verkörpert. Die Mimik Depardieus steht in krassem Gegensatz zu seinen humorigen Ausflügen, in einer solchen Rolle wie hier sieht man ihn leider viel zu selten. Auch Daniel Autiel vermag zu überzeugen, steht allerdings ein wenig hinter Depardieu, der seinem Charakter einfach mehr Tiefe und Verschlagenheit vermittelt.

Regisseur Olivier Marchal setzt in seinem Film weniger auf Action, vielmehr dominieren intensiv geführte Dialoge das Geschehen. Nur wenn es unbedingt drauf ankommt, setzt Marchal auf Action, dann aber stets in zurückhaltend realer Art und Weise. „36 – Tödliche Rivalen“ ist ein überzeugender französischer Thriller, der dramaturgisch bis auf wenige Ausnahmen einwandfrei ist und trotz weniger Schwächen zum Ende hin die ein oder andere Überraschung bereithält.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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