31.01.2020 – Tausend Löwen unter Feinden / Bashdown / Fleischwolf / Get Some! – Düsseldorf, Schützenhalle Eller

Hoch die Hände… Hardcore. Das heißt, zunächst war Ernüchterung geboten. Denn RYKER’S, eigentlicher Headliner des Genre-Zusammenraufens in der Elleraner Schützenhalle – einer für Düsseldorfer Verhältnisse eher ungewöhnlichen Konzertstätte – mussten ihr Gastspiel aufgrund eines Trauerfalls kurzfristig absagen. Selbiges konnte für die Veranstaltung an sich jedoch keine Option sein. Daher rückten TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN an die Programmspitze, während die ebenfalls als Anheizer gesetzten FLEISCHWOLF von BASHDOWN und GET SOME! unterstützt wurden.

An Reiz mangelte es dem gewittrigen Line-Up damit wahrlich nicht. Zwar fiel die Zuschauerdichte erwartbar niedriger gestaffelt aus, geschätzt 120 mehr oder weniger motivierte Radau-Jünger haben sich schlussendlich aber in den Süden der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt verirrt. Die dankbarerweise eingesprungenen GET SOME! aus Den Haag markierten den Startschuss mit ohrenbetäubendem Sound und energetischer Leistung. Vor der Bühne zeigte sich noch wenig Anteilnahme. Gleiches galt für die Resonanz auf die Ansagen des Vierers. Der schnörkellose, live wie auf Platte nach einer Weile dezent eintönige Hardcore mit metallischem Fortsatz (gespielt wurden u. a. „Freaky, Filthy, Frustrated“ und „Yourself“) machte auf den Spuren von SLAPSHOT durchaus Laune, wirkte über 45 Minuten aber etwas zu lang ausgewalzt.

FLEISCHWOLF aus dem unweit gelegenen Mettmann hatten den mit Abstand kürzesten Anfahrtsweg – und eine entsprechend stattliche Anhängerschaft mitgebracht. Auf den omnipräsenten Spuren von MOTÖRHEAD bot das Trio einen instrumental zunächst rumpelnden, nach hinten raus aber durchaus wonnigen Mix aus Schweinerock, Metal und Hardcore. Die „40 Minuten Kindergeburtstag“, während denen die Horde Kreisstadt-Groupies vor der Bühne die Stimmung hob, hatte mit „Es kotzt mich an“, „Mettcore“ und „LaLaLa“ stattliche Hits am Start. Die gelungene Ehrerbietung in Richtung des viel zu früh verstorbenen Lemmy kam auch nicht zu kurz. Wer wollte, hatte mit der Band um Ex-„4 Promille“-Drummer Ziad definitiv seinen/ihren Spaß.  

Mit BASHDOWN aus Hannover schlug anschließend die Stunde der Gesichtstätowierten. Dabei zeigte sich schnell: bemalte Schale, weicher Kern. Denn die sympathisch bodenständige und rundheraus freundliche Weise, in der sich die rabiaten Krachschläger präsentierten, zahlte rasch auf die Atmosphäre ein. So wurde es auch vor der Bühne allmählich voller. Angefacht wurde der Pulk von einer altschulischen Mid-Tempo-Walze, die u. a. mit „Life’s Short“, „Karma“, „Don’t Waste My Time“, „Clusterfuck“ sowie dem CRO-MAGS-Cover „Hard Times“ ausreichend schmissige Hits aufbot. Der donnernde Sound erwies auch hier als stabil. Der Headliner konnte zweifelsfrei kommen.

TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN haben sich binnen weniger Jahre als feste Instanz im internationalen Hardcore etabliert – mit klarer politischer Haltung, hymnischer Grundausrichtung und deutschen Texten. Bei ihrem ersten Auftritt des neuen Jahrzehnts waren die Jungs aus NRW schnell auf Betriebstemperatur. Der Gesang wirkte mitunter verwaschen, unter dem Strich entfaltete der Fünfer aber genug Druck, um die Meute in Bewegung zu halten und gar vereinzelte Stagediver auf die Bühne zu locken. Das Set ließ mit Krachern des Kalibers „Kreis“, „Verantwortung“, „Licht“, „Alpha“, „Macht“, „Kapitulation“, „Bis zum letzten Tag“ oder „Licht“ zudem wenig Wünsche offen.

Allerdings hätten TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN nicht bereits nach einer packenden Dreiviertelstunde die Segel streichen müssen. Aber so durfte sich wenigstens keine der aufspielenden Kapellen (zeitlich) benachteiligt fühlen. Bestenfalls bei der Animationsbereitschaft des Publikums. Trotz zwangsweisem Verzicht auf ihre eigentliche Attraktion war es eine gelungene Veranstaltung an ungewohnter Stelle – und für Düsseldorf als Konzertstatt definitiv eine Bereicherung.     

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