Die KAFKAS sind super! So, jetzt wo das gesagt ist können wir uns der Nachbetrachtung ihres Auftritts im Kölner Sonic Ballroom widmen. Der war zwar auf eine spezielle Weise sehr unterhaltsam, nur eben nicht wirklich super. Denn die Fuldaer haben ein Problem, es fehlt nämlich ein fester Drummer. Die Position am Schlagzeug wurde in den letzten Monaten mehr schlecht als recht mit potenziellen Ersatzleuten besetzt. Nun sollte man annehmen, dass eine alteingesessene und musikalisch eigensinnige Band wie die KAFKAS keine Probleme damit hätten, adäquates Personal an den Trommelstöcken zu finden. Die Realität sieht offenkundig anders aus.
Trotz Ruhrpott Rodeo und anderer Konkurrenzveranstaltungen war der Sonic Ballroom gut besucht. Im Hauptprogramm lockten die ortsansässigen HELDEN VON GESTERN, die neue und alte Songs präsentierten und im Geiste von WILDE ZEITEN schnörkellosen deutschsprachigen Punk präsentierten. Die Herren fortschreitenden Alters plus Dame am Saxophon boten bei gutem Sound eine ansprechende Performance und hielten die rund 60 Besucher konstant in Bewegung. Einen Conchita Wurst-Bart klemmte sich die Saxophonistin im Verlauf des Auftritts auch noch ins Gesicht. Ob’s für den Schlager-Grand Prix im nächsten Jahr reicht, darf trotzdem mit Skepsis quittiert werden.
Aber zurück zu den KAFKAS, die erst ohne Drummer, dafür mit Akustik-Gitarre und Computerbegleitung begannen. Nach einem ersten Block kam Gast-Schlagzeuger Oliver dazu, der sichtlich nervös und bedingt souverän schien. Sänger Markus konterte das amüsierte Publikumsmurren mit humorigen Ansagen und zitierte gar einen Nörgler auf die Bühne. Wirklich begeisternd war das Ergebnis trotzdem nicht. Eher schon wie ein Verkehrsunfall, bei dem man den Blick nicht abwenden kann. Aber seien wir fair, unterhaltsam war es trotzdem und bei Nummern wie „Deine Lippen schweigen“, „Klatsch in die Hände“ oder „Kannst du sie hören?“ kann – Chaos-Überschattung hin oder her – sowieso nix schiefgehen. Doch wurde so immerhin der Beweis erbracht, dass die KAFKAS mit ihrer Mischung aus Punk, Synthie und Pop stets ein Erlebnis sind. Auf welche Weise auch immer.