30.04.2005 – Groezrock Festival u. a. mit Coheed and Cambria, Mad Caddies, Flogging Molly – Belgien, Meerhout

Wow, bereits nach der Verkündung des Line-Ups des diesjährigen Groezrock-Festvials schien klar: Dieses Jahr führt nichts an einem kleinen Ausflug ins beschauliche Meerhout in Belgien vorbei! Aber die aufspielenden Bands zunächst in ausführlicher Auflistung:

MAIN STAGE
09:30 – 10:00 h: SFP
10:20 – 10:55 h: Smoke or Fire
11:15 – 11:50 h: Capdown
12:10 – 12:45 h: Only Crime
13:05 – 13:45 h: Strike Anywhere
14:10 – 14:55 h: Tsunami Bomb
15:20 – 16:05 h: Rise Against
16:30 – 17:15 h: Boysetsfire
17:40 – 18:30 h: 7 Seconds
19:00 – 20:00 h: Flogging Molly
20:30 – 21:30 h: Mad Caddies
22:00 – 23:00 h: Hatebreed
23:30 – 00:30 h: Lag Wagon

BACK TO BASIC STAGE
10:55 – 11:25 h: Malkovich
11:50 – 12:20 h: The Setup
12:45 – 13:20 h: Maroon
13:45 – 14:25 h: Modern Life Is War
14:55 – 15:35 h: From Autumn To Ashes
16:05 – 16:45 h: Alexisonfire
17:15 – 18:00 h: Street Dogs
18:30 – 19:20 h: Hopesfall
20:00 – 20:50 h: Ringworm
21:30 – 22:30 h: Coheed and Cambria

Bei einem solchen Aufgebot an großartigen Bands hat man zwangsläufig die Qual der Wahl: Entweder ein Konzert zu Ende schauen und dafür den einen oder anderen Auftritt verpassen oder zwischen den Bühnen pendeln und von jedem etwas mitnehmen. Das goldene Maß lag auch an diesem Tag irgendwo in der Mitte.

Wie vor jedem Konzert stand aber erst einmal die Anfahrt auf dem Programm. Morgens um halb neun in Deutschland – Bier auf und frühstücken, wunderbar! Und dann kam auch schon der erste Aufreger: Wer kann denn davon ausgehen, dass an einem Autobahnkreuz eine Autobahn in drei Richtungen führt?! Gut, man hätte eine Karte zur Hand nehmen können, aber wer als Fahrer etwas auf sich hält, findet sich auch so zurecht… Und so wurden erst einmal die beiden zwei falschen Richtungen ausprobiert, bevor dann doch der Kauf einer Straßenkarte die unspektakuläre Ankunft ermöglichte. Leider hatte diese kleine Orientierungslosigkeit zur Folge, dass SMOKE OR FIRE ihr Gastspiel bereits absolviert hatten. Mist.

Der erste Eindruck vom Festivalgelände war durchweg positiv, denn es sollte ein Event der kleinen Wege werden. Problemlos gelangte man von Bühne zu Bühne, von Getränke- und Fress- bis hin zu Merchbuden. Und alles eigentlich ohne großartige Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Nachdem man sich also „eingelebt“ und auch viele Freunde und Bekannte aus der Heimat getroffen hatte, sollte das Festival für uns mit MAROON beginnen. Die spielten auf der „Back to Basic Stage“, auf der heute die Vertreter der härteren Gangart angesagt waren. Das passte: schneller, dicker Metalcore, der den Mob zu mittäglicher Zeit schon mobilisierte. Das ging vollkommen in Ordnung, spornte zur Halbzeit zum Zeltwechsel an. Denn STRIKE ANYWHERE standen in den Startlöchern.

Also hin zur „Main Stage“, die heute für die Deconstruction Tour gepachtet war. Im letzten Jahr spielten sie bei dessen Ausgbe in Köln zur exakt selben Uhrzeit und waren schon früh das Highlight des Tages. Heute jedoch wollte der Funke leider nicht richtig überspringen. Zwar ging es mit „We Amplify“ und „Blaze“ schon sehr forsch los, der Moshpit kochte ebenfalls ordentlich, doch leider konnte man den Schwung der Anfangsphase nicht über die Zeit retten und so blieb ein etwas schwächelnder Eindruck übrig. Schade eigentlich. Als nächstes wieder hin zur kleineren Bühne, auf der MODERN LIFE IS WAR gerade loslegten. Den Bandnamen machte sich das Publikum dann fix zu eigen, man erklärte sich gegenseitig den Krieg und schon war auch hier ein feiner Moshpit am Start. Auch hier wieder knüppeliger Hardcore, der in Sachen Eingängigkeit und eigener Note schon etwas besser gefiel. Schnell wurde auch die Bühne für Stagediver eröffnet.

Zugunsten von TSUNAMI BOMB stand der nächste Bühnenwechsel an, die bei ihrer Tour mit den VANDALS und ATARIS in guter Erinnerung geblieben sind. Doch leider wurden Sängerin Agent M und Co. Opfer eines schlechten Sounds, die Gitarre ging fast gänzlich unter und auch die Stimme konnte sich leider nie richtig durchsetzen. Doch war das noch nicht einmal die größte Enttäuschung. Für die nämlich sorgten FROM AUTUMN TO ASHES auf der kleinen Bühne. Das letzte Album „The Fiction“ wusste zu gefallen und generell heben sich FROM AUTUMN TO ASHES stark vom Emo- und Screamo-Einheitsbrei ab. Auch live legten sie forsch los und rissen das Publikum direkt mit. Soweit, so gut, aber warum die Band nach 25 Minuten und einer Handvoll Songs die Bühne verließ, blieb absolut unverständlich. Für 40 Minuten waren sie angesetzt, aber anscheinend hatte man keine großartige Lust, dort länger als nötig zu bleiben. Zumal betont wurde, wie groß die Freundschaft zu RISE AGAINST wäre.

Die waren – überraschenderweise – als nächstes auf der Hauptbühne dran und wahrscheinlich bestand Angst, die Zuschauer im Laufe des Sets abwandern zu sehen. Was den Unmut jedoch schnell verfliegen ließ, war der Auftritt von RISE AGAINST, die von mindestens 2.000 Leuten dermaßen abgefeiert wurden und mit einem makellosen Set auf ganzer Linie überzeugten. Hits wie „Life Less Frightening“ oder vor allem „Anywhere But Here“ sorgten für gute Stimmung allenthalben. Danach musste wieder gewandert werden. Als nächstes standen ALEXISONFIRE auf der kleinen Bühne und sorgten für ein echtes Highlight an diesem Tag. Deren Platte „Watch Out“ eignet sich für die Dauerrotation und schon ab dem Opener „Ambulance“ war klar: Diese Jungs hatten den Spaß gepachtet. Sänger George Logan war sich angesichts der prächtigen Sause nicht zu schade, die Hosen runterzulassen und den Gig in Boxershort und Socken zu Ende zu bringen. Aber auch musikalisch war das Programm erster Kajüte, eigentlich wurden nur die Highlights der neuen und der alten Platte gespielt. Diesen sympathischen jungen Herren konnte sich keiner im kleinen Zelt entziehen. Es spricht also einiges dafür, das Paket ALEXISONFIRE und RISE AGAINST auf ihrer anstehenden Deutschland-Tour zu besuchen!

Für ALEXISONFIRE nahmen wir esin Kauf, die Hälfte des Sets von BOYSETSFIRE zu verpassen. Aber – oh Freude – jene legten ein paar Minuten zu spät los und so wurden wir doch noch Zeuge des kompletten Sets. Und das sollte sich auch lohnen. Standesgemäß wurde mit „After the Eulogy“ eröffnet und ein lautes „Rise!“ erfüllte das Zelt um die Main Stage. Auch die technischen Probleme beim Fan-Favoriten „My Life in the Knive Trade“ änderten nichts daran, dass BOYSETSFIRE ebenfalls zu den Gewinnern des Festivals gehörten. Und das auch, obwohl sie nicht in Bestbesetzung antreten konnten. Einer der Gitarristen musste wegen eines Krankenhausaufenthalts passen und wurde ersetzt. Bemerkenswert waren auch diesmal die Ansagen von Sänger Nathan Gray, der auf abgedroschene Phrasen verzichtete und stattdessen von Dingen sprach, die Hand und Fuß hatten. Sehr gelungen!

Danach läuteten wir erst einmal eine Pause ein, so dass 7 SECONDS, die STREET DOGS und HOPESFALL außen vor blieben, lediglich FLOGGING MOLLY und die MAD CADDIES standen aus respektabler Entfernung noch auf dem Programm. Erstere gefielen ungeachtet des ungewöhnlichen Ansatzes – einer Art Kelly-Family des Punkrock –, was insbesondere daran lag, dass 4.000 Leute einfach komplett abfeierten, tanzten, mitsangen und Spaß hatten. Außerdem stellte es wohliges Kontrastprogramm, da der Großteil des Line-Ups doch krawallige Klänge bietet. Die MAD CADDIES schafften es an diesem Tag leider nicht, mit ihrer Mischung aus Ska und Punkrock mitzureißen. Die Tanzbarkeit war gesichert, aber der Funke wollte nicht richtig überspringen. Also pendelten wir schnell zur kleinen Bühne, erlebten noch die letzten Minuten samt Geballer von RINGWORM und sicherten uns dann Plätze für COHEED AND CAMBRIA.

Deren Auftritt hinterließ gemischte Gefühle. Nach fünf auftrittlosen Monaten nutzte die Band die Gelegenheit, neue Songs beim Publikum auszuprobieren. Das ist zum einen eine tolle Sache, ganz frische Nummern zu erleben, andererseits gehören zu einem ordentlichen Konzert eben jene Songs, die einer Band den Bekanntheitsstatus verschafft haben. Diese gab es zwar in Form von „A Favor House Atlantic“, „Three Evils (Embodied in Love and Shadow)“ oder „In Keeping Secrets of Silent Earth: 3“, doch es hätten gerne ein paar mehr sein dürfen. Der Gig endete dann mit einem knapp fünf-minütigen Solo von Frontmann Claudio Sanchez, bei dem man am Ende froh war, das Schluss war. Auf der kleinen Bühne war nun Schluss und das große Finale fand auf der „Main Stage“ (ohne uns) statt. Das Ende von HATEBREED bekamen wir noch mit, und das reichte schon, um die gemäßigten Erwartungen zu erfüllen.

Nach einem köperlich auslaugenden Tag und einem stattlichen Heimweg vor der Brust, endete das Groezrock-Festival an dieser Stelle mit 3:2 Stimmen der Mitfahrer. LAGWAGON waren damit leider nicht mehr drin, wobei davon auszugehen ist, dass Joey Cape & Co. auch dieses Mal ein Garant für erstklassige Songs und beste Laune gewesen sind. Auf jeden Fall hat sich der kleine Tripp in den Nachbarstaat gelohnt. Bis zum nächsten Mal!

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