30.03.2016 – At the Drive-In / Le Butcherettes – Köln Palladium

at-the-drive-in-tour-2016Plötzlich sind sie zurück. 2001, in den Nachwehen ihres kommerziellen Durchbruchs, lösten sich AT THE DRIVE-IN auf. Mit ihrem Hit-Album „Relationship of Command“ hatten sie den Alternative gehörig aufgemischt. Dann folgte der Bruch. Zu sehen gab es die Texaner fortan trotzdem, aufgeteilt auf die Bands SPARTA und THE MARS VOLTA. 2012 fanden AT THE DRIVE-IN für vereinzelte Live-Auftritte wieder zusammen. Dabei jedoch blieb es. Zumindest vorerst. Bis zur Ankündigung einer Welt-Tournee und neuer Musik. Auf die neue Musik müssen wir noch ein wenig warten. Die aktuellen Live-Darbietungen jedoch zeigen unmissverständlich, dass mit ihnen noch – oder besser wieder – zu rechnen ist.

Die Hallen sind merklich größer geworden. Früher waren es die kleinen Clubs, heute muss es schon das Palladium in Köln sein. Ausverkauft war die Location nicht, allzu weit davon entfernt allerdings auch nicht. Der Altersdurchschnitt des überwiegend männlichen (und bärtigen) Publikums bewegte sich weit jenseits der 30. Es deutete sich also eine Fanveranstaltung an, bei der die Anwesenden entweder eine Bildungslücke schließen und/oder in Nostalgie schwelgen wollten. Auf seine Kosten, so viel sei verraten, kamen sie alle. Los ging es jedoch mit LE BUTCHERETTES, einem mexikanischen Trio um die exzentrische Sängerin Teri Gender Bender. Geboten wurde Rock, mal mit punkigem, mal mit klassischem Einschlag. Das gefiel, lebte aber vorrangig von der Performance der schrill inszenierten Frontfrau.

Die fegte wie eine Mischung aus Björk und Frank-N-Furter über die Bühne, sang, schrie und bediente neben der Gitarre auch die Orgel. Die Zuschauer spendeten verdienten Applaus, um wen es an diesem Abend ging, blieb aber unmissverständlich klar. Von entsprechend frenetischem Jubel wurden AT THE DRIVE-IN begleitet, als sie bereits gegen Viertel nach neun die Bühne betraten. Was folgte, war eine 80-minütige Lehrstunde in Sachen Publikumsverzückung. Der Sound wirkte zunächst etwas blechern. Gerade dies schroffe, unperfekte Moment machte aber einen nicht unerheblichen Teil der Atmosphäre aus. Den Anfang markierten drei Tracks von „Relationship of Command“, wobei insbesondere „Pattern Against User“ die Bereitschaft der Menge zeigte, die Mannen um Sänger Cedric Bixler-Zavala zünftig abzufeiern.

Der holte zu vereinzelt üppigen Ansagen aus, erzählte von den ersten Deutschland-Visiten und der schieren Obsession, mit der die Musiker ihre Leidenschaft ausleben. Die schienen ein wenig überrascht – und sichtlich ergriffen –, dass nach all den Jahren noch so viele Menschen Interesse an AT THE DRIVE-IN zeigen. Wie könnte man auch nicht? Die Mischung aus Alternative-Rock und Post-Hardcore hat zahlreiche Perlen hervorgebracht, von denen an diesem Abend einige vorgetragen wurden. Der Höhepunkt war die Konzertmitte, in der dem brillanten „Lopsided“ die imstrumental dichten„Invalid Litter Dpt.“, „Enfilade“ und „Ursa Minor“ folgten. Der krönende Abschluss erfolgte mit „Napoleon Solo“ und „One Armed Scissor“. Wer konnte, schrie lauthals mit. AT THE DRIVE-IN haben sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Für alle Rock-beflissenen Thirty-Somethings eine wahrlich freudige Nachricht.

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