29.08.2012 – Green Day / Angels & Airwaves / All Time Low – Mönchengladbach Hockeypark

greendayopenair2012Tickets für knapp sechzig Euro mögen für ein Festival je nach Line-Up in Ordnung sein, für GREEN DAY klingt das erst einmal arg teuer. Aber warum schon eingangs über die Preise meckern, wenn man doch dafür bezahlt und einen gewohnt launigen Abend mit alten Freunden verbringen kann. Heute halt mal unter freiem Himmel, der Mönchengladbacher Hockeypark lud ein und geschätzt mehr als 12.000 Leute sollten dem Ruf dann auch artig folgen. Vor allem das Wetter spielte mit, es gab Sonne satt und auch die Organisation war gut (wenn die Ordner es manchmal auch etwas genau nahmen). Es hatte was von einem Festival, nur in klein eben.

ALL TIME LOW sollten gegen kurz nach sechse mit „Lost in Stereo“ ein unterm Strich kurzweiliges Set eröffnen. Man mag über die Jungspunde denken was man will, handwerklich liefert die Band einfach souverän ab. Gerade in den ersten Reihen sahen das vor allem die jungen Damen genauso, denn irgendwer auf der Bühne musste nur einen Furz lassen und das Geschrei ging los. ALL TIME LOW bedienten artig alle Klischees, die man über Pop-Punk-Bands aus Übersee zusammentragen kann, sorgten aber zu früher Stunde für annehmbare Beschallung mit diversen pubertären Witzen und „Motherfuckers“.

ANGELS & AIRWAVES konnten die Menge weniger begeistern wie es schien, zumindest hörte das Gekreische auf. Mir ist die Band eigentlich zu langweilig, da hat Kollege DeLonge schon bessere Bands aus dem Hut gezaubert. Wobei das in Mönchengladbach durchaus okay ging. Die Songs hätten teilweise auch als neuere B-Seite von BLINK durchgehen können, live klangen diese einfach etwas schneller und weniger verspielt bzw. langatmig als auf Platte. Die Ansagen hielten sich in Grenzen, man tat das nötigste und huldigte noch den großen Headliner des Abends. Dann wurde es aber auch Zeit.

Die letzten Jahre reiften GREEN DAY endgültig zu einer Stadion-Band. Kein Wunder das der weiträumige Hockeypark die besten Voraussetzungen für einen bunten Konzertabend bot. Das Publikum war sehr gemischt. Neben vielen Mid-Dreißigern, die GREEN DAY schon zu „Dookie“-Zeiten abgefeiert haben, waren es natürlich viele jüngere, die die neuen 35 € Shirts i hrer Helden mit Stolz zur Schau trugen. Aber es waren auch etliche Kinder an Bord, die teilweise von beiden Elternteilen begleitet wurden. Bei den Preisen wird schnell mal eine Woche Urlaub draus.

Ungewohnt begannen GREEN DAY mit „Welcome To Paradise“ ihres 94-er Erfolges „Dookie“. Im Gegensatz zu anderen Alben sollte diesem später noch genug Spielraum gegönnt werden. Von Anfang an war das Publikum da und machte wie gewohnt jeden Blödsinn mit. Sänger Billy Joe markiert mal wieder den Animateur vom Dienst und gab unzählige „OhOhOh“-Chöre vor. T-Shirts wurden in die Menge geschossen, die Lichtanlage wird auch einen Teil der Kohle verbraten haben und natürlich wurde das Publikum auch mit einbezogen. Früh durfte sich ein junger Mann als Sänger versuchen, eine ganze weibliche Bagage durfte als Background-Tänzerinnen herhalten und bei „She“ zu späterer Stunde holte man sich Verstärkung an der Gitarre auf die Bühne. Souverän wurde die Aufgabe gelöst, zum Dank gab es viel Applaus und die Gitarre gleich mit.

Trotzdem hinkte die Veranstaltung in der ersten Hälfte etwas. Das Material beinhaltete recht wenig „richtige“ Hits, von „Holiday“ vielleicht mal abgesehen. „Letterbomb“ oder „Know Your Enemy“ wurden gespielt, zwischendurch mal das knackige „Burnout“ oder „Hitchin A Ride“. Kurzen Covern von AC/DC und BLACK SABBATH folgten „Brain Stew“, „St. Jimmy“ und „Boulevard of Broken Dreams“. Dann wurde erst mal das alte Zeug hervorgeholt. „2000 Lightyears Away“ (mit „Dominated Love Slave” von Drummer Tre Cool an der Gitarre!) noch aus der Prä-„Dookie“-Zeit, es folgten „When I Come Around“ (absolutes Highlight!), „Basket Case” oder „Longview”. Danach folgte im Endspurt mit „Minority” und „King For A Day” das Karnevalsprogramm mit Verkleidungen und unendlich in die Länge gezogenem TraTra sowie  diversen Cover-Versionen (u.a. BEATLES). Das hätte man getrost kürzer halten dürfen.

Im kurzen Zugabenblock dann „American Idiot“, den neuen Song „99 Revolutions“ und das gewohnte Finale mit „Good Riddance (Time of Your Life)“. Die Uhr zeigte halb elf, zwei Stunden boten GREEN DAY amtliche Unterhaltung und die Chose war vorbei. Sie haben sich definitiv nicht Lumpen lassen, sogar ein paar Songs mehr aus der Mottenkiste geholt als erwartet und nicht nur die neueren Alben runtergespielt. Das bei der Masse an Material manches auf der Strecke bleibt ist klar (selbst Hits wie „Wake Me Up…“ oder „21 Guns“ fehlten), aber genau damit haben GREEN DAY für meinen Teil alles richtig gemacht. Ein buntes Potpourri ihres bisherigen Schaffens, mit viel Enthusiasmus Generationen übergreifend präsentiert. So soll ein (Stadion-)Rockkonzert sein.

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