Die von US-Bands wie DEFEATER oder LA DISPUTE vorwärts getragene Welle des Post-Hardcore erreicht auch Deutschland in immer stärkerem Maße. Und das vor allem live. Für PIANOS BECOME THE TEETH war es in diesem Jahr bereits die zweite Tour durch Europa. Zwar konnten die Jungs aus Baltimore in Sachen Popularität noch nicht zu den namhafteren Genregrößen aufschließen, ihr Potenzial gibt aber noch deutlich mehr her als Gastspiele in kleinen Kellerclubs. Allerdings sind die im Hinblick auf die Atmosphäre meist die intensivsten.
Den idealen Rahmen hätte dafür auch das Solinger Getaway geboten, dessen kleiner Konzertraum mit rund 60 Besuchern bereits an der Schwelle des oberen Füllrandes stand. Aber im Wege stand der schwache Sound, der den Auftritt von PIANOS BECOME THE TEETH zur niveauvollen Soundsoße degradierte, bei der das Geschrei des leidensfähigen Kyle Durfey kaum zur Geltung kam. Anders sah das noch bei den Wuppertalern von FALLING STEP aus, die im Vorprogramm famos Krach schlugen und ähnlich STEVE FROM ENGLAND energetischen und wuchtigen (Post-)Hardcore mit Tempo und stets mitreißender Note boten.
Als Ausbaufähig erwiesen sich indes die Entertainerqualitäten der Band, die schlicht keinerlei Anstrengungen unternahm, die durch eine gerissene Saite anberaumte Zwangspause mit Publikumsinteraktion zu überbrücken. Aber die Musik machte Eindruck – und große Lust auf das bald angekündigte Debüt. Die Qualität von PIANOS BECOME THE TEETH bleibt auch ungeachtet ihres eher soliden Auftritts unbestritten. Mit „I’ll Be Damned“ oder „Shared Bodies“ war das Set durchweg überzeugend – auch wenn „Good Times“ wieder ignoriert wurde. Die Zuschauer aber gingen mit. Das musste genügen. Die Welle des Post-Hardcore jedenfalls rollt weiter. Brechen wird sie sich daher auch nicht an einem eher durchwachsenen Konzert.