29.06.2011 – The Weakerthans / Alamo Race Track – Berlin, Lido

theweakerthans2011Ekstatisches Mitwippen für Fortgeschrittene: Die WEAKERTHANS brauchen keine neue Albumveröffentlichung als Rückenwind, um – nicht allein in Deutschland – die Clubs zu füllen. Ihr letzter regulärer Langspieler, „Reunion Tour“, geht bereits auf das Jahr 2007 zurück. Für die zahlreichen Fans der sympathischen Band ist das aber kein Grund, den Mannen um John K. Sams nicht ihre Aufwartung zu machen. Und so wunderte sich auch niemand darüber, dass das Berliner Lido an diesem schwülen Juniabend restlos ausverkauft war. Wieder einmal. Aber die theaterhafte Kulisse des alten Kinos passt einfach wunderbar zum unaufgeregt Indie-Rock der Kanadier.

Dem ging mit ALAMO RACE TRACK ein Auftakt voraus, der gefiel, ohne große Wirkung zu erzielen. Die Niederländer boten Indie-Rock mit alternativen Anflügen und folkiger Entspanntheit. Aber so recht mitreißen konnten sie nicht. Vor allem der Anstandsapplaus zeigte deutlich, dass die Anwesenden kein wirkliches Interesse an einer Vorband hatten, sondern am liebsten gleich zum Hauptprogramm übergegangen wären. Den Musikern ist dafür kein Vorwurf zu machen. Denn instrumental bot das Gespann bei glasklarer Akustik bisweilen herrlich tiefgründiges Ohrenfutter. Um den Raumklang brauchte man sich im Lido also einmal mehr keine Sorgen zu machen!

Der Status der WEAKERTHANS, die über 80 Minuten wieder kaum Wünsche übrig ließen, lässt sich besonders am tosenden Beifall ermessen. Denn geklatscht wurde nicht nur heftig, sondern auch ungewöhnlich lange. Mit Weingläsern, Trompete und sichtlich guter Laune boten das Sams und Gefährten ein weitgehend vorhersehbares Set, das in liebgewonnener Zurückhaltung und sporadischem Tempoanzug aber zu schwelgerischen Hochgefühlen einlud. Dass sie mitunter an der Langatmigkeit vorbeischrammen, stört niemanden. Der Pulk wippte zu Hits in Serie, darunter „Reconstruction Site“, „Tournament of Hearts“, „Plea From a Cat Named Virtute“ und natürlich „One Great City“, munter mit und machte auch diesen Auftritt der immer sehenswerten Band aus Winnipeg zu einem kleinen, aber doch überaus feinen Spektakel.

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