28.02.2006 – Rifu / Shearer – Berlin, Tommy Haus

Die Norweger von RIFU sind eine halbe Ewigkeit im Geschäft und haben kürzlich mit „Bombs for Food, Mines for Freedom“ ihr drittes Album veröffentlicht. Trotzdem ist die Band weitgehend unbekannt. Das verdeutlichte auch das Konzert im Berliner Tommy Haus, zu dem es etwa 40 Besucher zog. Die jedoch zeigten, getrieben von einer mitreißenden Performance des Vierers aus Trondheim, ansteckende Freude an der Bewegung, was den Auftritt für alle Beteiligten zu einem rundum gelungenen Gastspiel gemacht haben dürfte.

Zuvor spielten die Lokalmatadore von SHEARER. Und deren unerschöpfliche Hartnäckigkeit erwies sich als wahrlich bewundernswert. Eine volle Stunde spielten die Berliner vor lethargischem Publikum. Es wurde kaum geklatscht, selbst vom eigenen Fanzirkel annähernd keine Reaktion gezeigt. Der Band war es egal, sie spielten unbeirrt ihr Set herunter. Musikalisch gab es gängigen Punk-Rock mit Rock´n´Roll-Anleihen, der mitunter an SCOREFOR erinnerte. Die Jungs beherrschen ihre Ohohohs und Yeahyeahyeahs aus dem Effeff. Entsprechend routiniert bedienten SHEARER ihre drei Akkorde und coverten sich am Ende durch diverse Songs, unter anderem von THERAPY?, GREEN DAY und den RAMONES. Die Resonanz hielt sich in Grenzen, nicht einmal bei der Verteilung von Gratis-Cds stellte sich Begeisterung ein. Die Musik war in Ordnung, der Auftritt auch. Zumindest den Anstandsanklang hätten SHEARER damit verdient gehabt.

Das Set von RIFU begann in klanglicher Katastrophe und mauserte sich zunehmend zum auditiven Erlebnispool. Bedient wurde in erster Linie die aktuelle Platte, was nicht bedeutet, dass die Band ihre älteren Veröffentlichungen vergessen hätte. Neben Songs wie „Revolutionary Tango“, „They Speak About Truth“ und „Common Goal” wurden Hardcore-Smasher des Kalibers „The Plague We’ve Become” und „Let Them Eat Bombs” gespielt. Über knapp 70 Minuten fegte das sympathische wie hochmotivierte Gespann über sein Publikum hinweg und hinterließ durchweg positive Eindrücke. Wie man später erfuhr, lag der Auftritt bis zum Nachmittag aufgrund komatöser Alkoholvernebelung einiger Bandmitglieder im Argen. Von körperlicher Versehrtheit war bei RIFU am Abend jedoch nichts zu spüren. Vor allem, weil das Quartett den Rest der Nacht mit Biertrinken, Kickern und Billard zubrachte. Und bei so viel Standfestigkeit muss man sich um die kommenden Stationen der Tour wohl kaum noch Sorgen machen.

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