27.09.2007 – Ruiner / Sinking Ships / Some Times – Berlin, Cassiopeia

Egal wie scheiße Hardcore live auch klingt, mit der richtigen Energieleistung kann er noch immer mächtig Spaß bereiten. Der Berliner Club Cassiopeia ist die Verifizierung dieser These. Der Sound bewegt sich in der Regel denkbar nah am Super-GAU, was in Anbetracht der illustren Gäste ein Übel darstellt, das es in Kauf zu nehmen gilt. Das schmissige Paket aus SINKING SHIPS und RUINER beispielsweise sollte den geneigten Freund des geschrienen Wortes ungeachtet der Vorsehung minderer Akustik nicht davon abhalten, sich trotzdem in die industrielle Friedrichshainer Hinterhofszenerie aufzumachen.

Dem Lockruf gebündelter Qualität folgten rund 100 Zuschauer, die zwischenzeitlich auch mal den Übergang vom wohlwollenden Wippen zum handfesten Ausrasten vollzogen. Jedoch nicht bei der Vorband. SOME TIMES aus Buxtehude boten schleppenden Hardcore an der Schnittstelle von alter Schule und dem melodischen Pendant der Gegenwart. Die Darbietung wirkte etwas steif, was der ohnehin mangelnden Überzeugungskraft noch zuspielte. Gänzlich schlecht war es nicht, doch fehlte es an Tempo, an Wonne, nicht zuletzt am vermissten Quäntchen Begeisterungsfähigkeit.

Anders SINKING SHIPS. Die Band aus Seattle präsentierte sich und ihre melodisch krawallige Mischung aus COMEBACK KID und DEAD HEARTS trotz breiigem Sound von der Schokoladenseite. Das auf Platte schon nicht zwingend variable Geschrei wurde tiefer gelegt und zu einem lärmenden Teppich verwoben, der die bisweilen angenehm verspielte Instrumentalisierung trefflich überdeckte. Im Großen und Ganzen spulten sie das Repertoire ihres noch aktuellen Debütalbums „Disconnecting“ ab und trumpften bei Songs wie „The Next Time I Go“ oder „Comfort“ mächtig auf. Das gefiel auch dem Publikum, das die Jungs dankbar aufnahm und zur gegenseitigen Bereitung einer launigen Zeit beitrug.

Gleiches gilt für RUINER, deren Darbietung sich klangtechnisch jedoch nicht allzu weit vom Klang ihres Erstlings „Prepare to Let Down“ entfernte. Bereits die Konserve kesselt in dezenter Unterproduktion ihrer Wege. Die zusätzlich im Cassiopeia vollzogenen Abstriche fielen da kaum mehr ins Gewicht. Auch der Fünfer aus Baltimore präsentierte zu einem Großteil Material des erwähnten, noch immer aktuellen Langspielers und sorte für mächtig Dampf im kleinen Konzertraum. Im Gegensatz zu SINKING SHIPS sind ihre Songs kürzer, härter und weniger melodisch, was der trefflichen Atmosphäre keinen Abbruch tat. Insgesamt ein musikalischer Abend mit Schmiss, bei dem gut aufgelegte Bands und klasse Sets wohlwollend von den Gegebenheiten der Lokation ablenkten.

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