27.04. – 28.04.2007 – Groezrock 2007 u.a. mit Jimmy Eat World, Rise Against – Belgien Meerhout

groezrock-2007Wieder mal war „Groezrock“-Zeit, wieder mal trafen sich etwa 15.000 Menschen, um gemeinsam das Beste aus Punkrock und Hardcore abzufeiern. War es im letzten Jahr noch wesentlich kühler, so hätte das Wetter an diesem Wochenende nicht besser sein können. Strahlender Sonnenschein und Temperaturen über 25 Grad Celsius. Da wollte sich auch die musikalische Prominenz nicht lumpen lassen, wie man schlussendlich konstatieren kann.

Die Veranstalter hatten sich einige Veränderungen einfallen lassen, alles andere als zufriedenstellend war sicherlich die riesige Menge vor dem Einlass zum Campingplatz, zum Glück nicht unser Problem an diesem Wochenende. Leider verpassten wir dennoch ENTER SHIKARI, GALLOWS und SENSES FAIL, wobei wir vom Parkplatz aus deren Auftritt noch etwas wahrnehmen konnten. Das Gelände war bereits ordentlich gefüllt, SAOSIN standen im größeren Zelt bereit und legten mit „It’s Far Better to Learn“ gleich gut los. Die Band zeigte sich agiler als auf der „Taste of Chaos“-Tour im November, vor allem Frontmann Cove Reber war sehr redselig und nahm gleich mehrfach ein Bad in der Menge. Auch STRETCH ARM STRONG sorgten auf der kleinen Bühne für ausgelassene Stimmung. BIG D & THE KIDS TABLE kamen ebenfalls beim Publikum gut an, erstmals wurde ausgiebig getanzt an diesem Wochenende. Einige Stücke des neuen Albums „Strictly Rude“ wurden gespielt, die mir live noch etwas besser gefielen als auf Platte. Ebenfalls überzeugend, wenn der Spannungsbogen auch nicht ganz bis zum Schluss gehalten werden konnte.

Dann aber später CALIBAN, die das proppevolle kleinere Zelt gehörig auseinander nahmen. Wall of Death und prächtige Stimmung inklusive. Allerdings sollten im Nebenzelt gleich MOTION CITY SOUNDTRACK aufspielen, so dass uns mehr als 15 Minuten nicht gegönnt sein sollten. Auch MOTION CITY SOUNDTRACK kamen hervorragend an, zeigten sich nah am Publikum und spielten sich querbeet durch ihre beiden Alben mit Hits wie „My Favourite Accident“ oder „When You’re Around“. Großer Auftritt einer sympathischen und energetischen Live-Band. Dies wurde zu meiner Überraschung aber von den ALL AMERICAN REJECTS noch mal getoppt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Band hier so beliebt ist, was diese aber sichtlich genoss. Ihnen kam – wie jedoch jeder Band – der unglaublich gute Sound zugute, zugleich ließen sie sich schnell von der tobenden Menge anstecken. Alle relevanten Hits der beiden Alben gab es obendrauf, nur das Gelaber von ihrem Sänger war manchmal etwas zu viel des Guten. Permanentes Fuck-Gerede passte nicht unbedingt zum zuckersüßen Pop-Punk, den die Jungs bieten. Dafür war ihr Gitarrist einen Hingucker wert, der sich optisch an Richy Sambora von BON JOVI orientierte. Erwähnenswert war auch der weibliche Kreisch-Faktor beim Quartett, Erinnerungen an TOKIO HOTEL wurden wach. Musikalisch überzeugend, sonst ein bisschen viel Gepose. NEW FOUND GLORY dann enttäuschten weitgehend. Zwar legten sie sich ins Zeug, doch mich hatten sie heute nicht auf ihrer Seite. Dafür war der Abend ein wenig weit fortgeschritten und die Vorgänger einfach zu gut.

Oberste Priorität hatten am frühen Samstag für mich die STREET DOGS, leider verpassten wir diese jedoch wegen viel zu langer Wartezeit vor dem Parkplatz. Ärgerlich. Die letzten Töne von „Fighter“ bekamen wird noch mit, dafür dann zur Mittagszeit THE ATARIS, die in meinen Augen alles richtig machten. Trotz gehöriger Änderungen im Bandgefüge wurde ein Hit nach dem anderen rausgehauen, vornehmlich natürlich älteren Datums. Guter Auftritt, allerdings fehlte ein wenig die Nähe zum Publikum. MXPX dann waren gut, was anderes kann man nicht sagen. Sicherlich einer der besseren Auftritte der Band, die ebenfalls ein ausgewogenes Set spielten. Einer der Höhepunkte des Festivals folgte in Form der MAD CADDIES, die das gesamte Zelt unterhielten und die Stimmung einfach nur unglaublich war. Ein bunt gemischtes Set ließ keine Wünsche übrig und auch die Band selbst zeigte sich beeindruckt angesichts der ihnen entgegengebrachten Euphorie und Stimmung. Bei den ruhigeren Stücken wurde fleißig geswingt und getanzt, während bei den schnelleren Songs der Mob tobte. Zwei erhobene Daumen.

Der Auftritt sollte nur durch RISE AGAINST getoppt werden. Das Zelt platzte aus allen Nähten, als diese ihr Set begannen, so voll war es nie wieder an diesem Wochenende. Und alle machten mit, man konnte nur staunend dem Geschehen folgen. Hit reihte sich an Hit, zwischendurch gab es einige Ansagen, die von frenetischem Jubel begleitet wurden. RISE AGAINST waren der ganz große Gewinner des Wochenendes, wenn man dies auch schon fast vermuten durfte. Wenn zigtausende zu „Give It All“ mitgrölen, dann kann einem schon mal ein kleiner Schauer über den Rücken laufen. Zuvor langweilten AIDEN und übertrieben es weitgehend. An diesem Tag nicht unbedingt mein Fall, wenn auch die Songauswahl stimmte. STRUNG OUT waren ebenfalls okay, erschöpfungsbedingt nahm ich diese nur liegend vom Gelände aus wahr. Als größere Enttäuschung sollten dann LAGWAGON später auf der Bühne stehen, die erst in der zweiten Sethälfte etwas besser wurden und wenigstens nicht gänzlich patzten. Joey Cape sah mit seinem schäbigen Bart und zotteligem Haar dezent abgehalftert aus und auch seine Ansagen waren schon mal besser. Vor allem aber war die Songauswahl mies, Hits wie man sie auf einem Festival einfach hören will, kamen erst recht spät (z.b. „Alien 8“, „May 16“). Dass sie es besser können, dürften sie selbst wissen, vielleicht hatten sie aber auch einfach zu viel im Vorfeld getankt.

JIMMY EAT WORLD dann sorgten für einen mehr als schönen Abschluss, bei dem sie alle Hits der letzten Jahre in knapp 40 Minuten zum Besten gaben. „The Middle“, „Crimson & Clover“, „Sweetness“, „Pain“, „Bleed American“ oder „Lucky Denver Mint“, die Setlist hätte besser nicht sein können. Zwei neue und vielversprechende Songs des kommenden Albums gab es obendrauf. Ich weiß nicht woran es lag, vielleicht waren die meisten nach zwei anstrengenden Tagen einfach kaputt, oder JIMMY EAT WORLD waren den meisten Anwesenden zu soft. Erst im Laufe des Sets kam der Großteil der noch Anwesenden ein wenig mehr hervor, die Texte konnte ohnehin jeder, muss man sich beileibe nicht für schämen. Die LOST PROPHETS verpassten wir dann zugunsten einer schnelleren Heimreise, wir hatten genug gesehen. Was bleibt sind zwei Tage voller guter Musik, vieler toller Bands und fantastischem Wetter. Faire Getränkepreise, eine gute Organisation und ein unglaublich guter Festival-Sound rundeten das 2007er „Groezrock“-Festival ab. Bis zum nächsten Jahr!

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