26.10.2008 – Don Caballero – Berlin, Festsaal Kreuzberg

So anstrengend, das muss Kunst sein: Ein Konzert von DON CABALLERO ist wie eine Treckerfahrt durch unebenes Gelände. Es braucht Sitzfleisch – hier eher Stehvermögen – und doch möchte man diese Erfahrung um nichts in der Welt missen. Schlagzeuger Damon Che, der die 2000 aufgelöste Band drei Jahre später in Eigenregie wiederbelebte, hat seinen Anteil daran. Äußerlich unscheinbar, ein bisschen brav, ein bisschen bieder wirkend, ist er nicht gerade die Inkarnation des verschwurbelt rockenden Ausnahmetalents. Darin liegt die große Stärke, das Element der Überraschung.

Mit den beiden Gitarristen, deren tief gestimmte Instrumente den Bass ohne Reibungsverluste egalisieren, stellte er das jüngste, mittlerweile sechste Album „Punkgasm“ auch dem Berliner Publikum vor. Der Titel täuscht, denn mit orgiastischen drei Akkorden hat ihre Musik nichts gemein. Das verriet bereits die Bühne, der Festsaal Kreuzberg, der doch eher den Stallgeruch der Kleinkunst verströmt als nachtaktiven Rockerklischees gerecht zu werden. Dafür stimmt die Akustik, auf die es beim fast ausschließlich instrumentalen Math-Rock des Trios merklich ankommt.

Hier und da mal ein Witz, ansonsten, gerade während der Stimmphasen der Instrumente, war es still. Eine Vorband gab es nicht, so dass sich DON CABALLERO Zeit ließen – und lassen konnten. Das Set führte (selbstverständlich) zu einem Gutteil durch das aktuelle Material, gespielt wurde u. a. „Loudest Shop Vac in the World“, „Bulk Eye“ und „Dirty Looks“, ohne das ältere Stücke (beispielsweise das rein hypothetisch Tahiti gewidmete „Palm Trees…“) ausgespart wurden. Die geschätzten 70 Besucher zeigten sich begeistert, was bei den kunstvoll verschachtelten Klängen, auf „Punkgasm“ gar sporadisch mit Text versehen, auch nicht schwer fiel. So wurde es zwar ein kurzer, deshalb aber nicht weniger großartiger Konzertabend.

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