26.06.2009 – Coalesce / Elision / Llynch – Berlin, Cassiopeia

Der Besuch einer Legende: Auf ihrer ersten Europatour überhaupt machten COALESCE auch in der Hauptstadt unserer beschaulichen Republik Station. Dem Ruf des Chaos-geprägten Hardcores folgten etwa 300 Zuschauer, die ihre Begeisterung über das verspätete Gastspiel unmöglich verbergen konnten. Vor der Bühne des gut gefüllten Cassiopeia tummelte sich ein bewegungsfreudiger Mob, der wie Sänger Sean Ingram Jahre auf diesen Augenblick gewartet zu haben schien. Verdient gehabt hätten diese Aufmerksamkeit indes auch die beiden Vorbands.

Mit für den kleinen Club ungewohnt klarem Sound begannen LLYNCH den Abend, stellten die Qualität ihres Debütalbums „We Are Our Ghosts“ unter Beweis und erwiesen sich nicht gerade als Freunde üppigen Pausengeplänkels. Zwischen den Stücken wurde das Publikum nur sporadisch adressiert und die Aufmerksamkeit voll auf den avantgardistischen, noisig vertrackten Extrem-Metal gelenkt. Der lullte ein, betörte und begeisterte nicht zuletzt durch die ausgefeilte Melodik. Diese Saarländer sollte man unbedingt im Auge – und daneben natürlich auch im Ohr – behalten.

Danach passierte erst einmal gar nichts. Denn ELISION, die etabliert atmosphärischen Krachschläger aus Würzburg, erschienen wegen akuten Mehrverkehrs zu spät, bauten das Equipment in gebotener Windeseile auf und schöpften für den Rest der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit aus dem Vollen. Der Raumklang war wiederum überraschend stark, so dass der stets aggressive, anbei jedoch auch stimmig melancholische Charakter ihres metallenen Hardcores nicht in wüster Soundsoße verloren ging. Lange währte der Auftritt bedauerlicherweise nicht. Eine Klasse Show war es dennoch.

Dann endlich COALESCE, die sich nicht lange bitten ließen und den brachialen Tanz mit steter Nähe zum Publikumskreis ohne große Vorreden begannen. Die Reise ging durch alle Schaffensphasen, zum Besten gegeben wurden unter anderem „You Can’t Kill Us All”, „Son of Son of Man”, „A Disgust for Details” oder „Wild Ox Moan” von der aktuellen Wonneplatte „Ox“. Für eine Band ihres Status hätte der vertrackte, überfordernde und stets faszinierende Klangteppich aber noch mitreißender aus den Boxen schallen dürfen. Sehenswert war der Auftritt unbedingt. Die Güte des Vorprogramms, gerade hinsichtlich der Akustik, ließ die Erwartungen an den fleischgewordenen Klassiker aber vielleicht einfach etwas zu hoch steigen.

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