26.05.2011 – Dikta / All Mankind – Berlin Lovelite

diktatour2011Es gibt Konzerte, für deren Beschreibung bedarf es nur weniger Worte. Im Falle von DIKTA sogar nur einem: Großartig! Allerdings ist das, zumindest für die an Impressionen interessierten Ferngebliebenen, einfach zu wenig. Also muss doch der ausführliche Erlebnisbericht herhalten, der denn auch gleich mit einer Bombe beginnt. Buchstäblich. Weil in der Nähe der Oberbaumbrücke in Berlin nämlich eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde, konnte die Veranstaltung nicht wie geplant im nahen Magnet stattfinden. Als Ersatzlokation wurde das Lovelite auserkoren, was aufgrund des eingeschränkten Platzangebotes für einige Skepsis sorgte. Doch war es gerade dieser intime Rahmen, der dem Abend sein ganz besonderes Flair verlieh.

So sehr sich die Promotionabteilung mit Hilfe von Radio Eins auch mühte den Gig anzupreisen und die Qualitäten von DIKTA und ihrem jüngsten Album „Get It Together“ hervorzuheben, erhört wurden die Rufe kaum. Lediglich 80 Interessierte verirrten sich in den kleinen Club, der aber, anders als es das Magnet vermocht hätte, schnell den Eindruck angemessener Resonanz vermittelte. Und die Anwesenden – erstaunlich viele davon jenseits der 40 – machten schnell klar, dass sie nicht aus einer Laune heraus gekommen waren, sondern die Isländische Erfolgsband wirklich erleben wollten. Davor aber standen noch ALL MANKIND aus Australien, deren erster Gig auf deutschem Boden unter keinem guten Stern stand.

Aufgrund der (isländischen) Vulkanasche (DIKTA betonten später, man könne ihnen daran keine Schuld zusprechen) und des Bombenfundes (auch daran wollten DIKTA keine Schuld einräumen) hätte es die Band fast nicht zum Konzert geschafft. Der verzögerte Beginn aber sorgte letztlich dafür, dass der sympathische Vierer aus Down Under planmäßig den Anheizer geben konnte. Dass sie anfangs genau so klangen, wie man sich DIKTA auf der Bühne vorstellt, war sicher nicht hinderlich. Aber der Indie-Rock mit poppiger Note, Keyboard und COLDPLAY-Einschlag überzeugte auch ohne andauerndes Vergleichsmoment, was die Zuschauer mit weit mehr als nur Anstandsapplaus quittierten. Zudem ließ der überraschend starke Raumklang für das Hauptprogramm großes erahnen.

Tatsächlich aber sollten DIKTA sämtliche Erwartungshaltungen noch überflügeln. Die ungemein sympathischen Isländer, die zwischen den dargebotenen Stücken auf Deutsch und Englisch fortwährend zu Scherzen aufgelegt waren („The next song is called Losing Every Day and it’s about… losing every day.“), präsentierten bei blendendem Sound eine derart gewaltige Spielfreude, dass man kaum umhin kam sich von den dargebotenen Songs (bis auf zwei ältere Stücke wurde „Get It Together“, natürlich inklusive des Überhits „Thank You“ fast vollständig gespielt) mitreißen zu lassen. Dabei brachte vor allem Sänger Haukur die Qualität der Platte ohne Abstriche auf die Bühne. Der entsprechend frenetische Jubel war aber nicht nur Anerkennung des emotionalen Indie-Pop-Rocks, sondern vor allem für das liebenswerte Gesamtpaket aus großartiger Musik, unverfälscht kumpelhaften Typen und trotz überschaubarem Zuschauerzulauf überragender Stimmung. Danke, DIKTA!

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