26.05.2009 – HORSE the Band / Bionic Ghost Kids / Reprobate – Berlin, Magnet

Der Nintendo-Core von HORSE THE BAND ist kreatives Krachschlagen mit hohem Sympathiewert. Der gilt auch für die Band selbst, die sich über ihr Publikum ebenso gern amüsiert wie über sich selbst. Bei einer Burt-Reynolds-Gedächtnis-Rotzbremse wie der von Sänger Nathan bedarf es auch eines gewissen humoristischen Grundverständnisses. Weniger zum Lachen ist hingegen die Livequalität der Kalifornier. Bereits auf dem Groezrock 2008 blieb vom noisig verspielten Hardcore nur trübe Soundsoße übrig. Nach dem jüngsten Tourstopp in Berlin lässt sich zweifelsfrei behaupten: Ein Ausrutscher war der Festivalflop nicht.

Das Vermögen einer Band lässt sich an der (möglichst geringen) Diskrepanz zwischen Studio- und Bühnenklang festmachen. An der Akustik des Magnet Club lag es sicher nicht, dass die fünf Amis ihre Überzeugungskraft neuerlich schuldig blieben. Zwar übertönte das Keyboard neben den übrigen Instrumenten auch Nathans Organ, das Hauptproblem schien aber mehr in der fehlenden Einheit zu liegen. Aus den einzelnen Schrammeleien wollte einfach kein ansprechendes Ganzes fusionieren. Lediglich „Murder“, ihr vielleicht bester Song, verfehlte seine Wirkung nicht.

Vor der Pferdeband bemühten sich zwei Berliner Combos: Den Anfang machten REPROBATE, die Elemente aus Metal, Industrial und Rock kombinieren. Mal barsch, dann wieder sanft, mit gelungenen Breakdown-Parts und ansprechender Melodik. Lange dauerte ihr Auftritt nicht, Lust auf mehr machte er wohl gerade deshalb. Es folgten die BIONIC GHOST KIDS, ein maskiertes Duo, bei dem Gitarre und Geschrei von pumpenden Elektrospielereien untermalt werden. Dazu zuckte das Stroboskoplicht und verausgabte sich die Nebelmaschine. Die Künstlichkeit dieser abgründigen, durchaus stimmigen Screamo-Variante mag beabsichtigt sein. Für eine Bühnenshow war der Konservenklang aber doch etwas zu omnipräsent. Vermutlich würde daraus erst in voller Bandbesetzung ein echtes Spektakel.

Danach der Höhepunkt, der keiner war. Die Witze zündeten, die Musik nicht. HORSE THE BAND wursteten sich durch ein schickes Set (u. a. „Bunnies“, „The Black Hole“), gaben einen Vorgeschmack auf das kommende Album „Desperate Living“ und enttäuschten insgesamt maßlos. Die etwa 100 Zuschauer schienen in Teilen zwar auf ihre Kosten zu kommen, ein mitreißender Konzertabend sieht jedoch denkbar anders aus. Auf die neue Platte darf man sich freuen, die daran möglicherweise geknüpfte Tour kann man aber, zumindest gemessen an den Erfahrungen dieses Abends, ruhig verpassen. Schade eigentlich.

scroll to top