26.01.2011 – Misconduct / Operation Dropkick – Berlin Wild at Heart

misconduct2011Bands lieben ihr Publikum! Den gefühlt größten Zuneigungsanteil scheinen MISCONDUCT auszuschütten, die auf der Bühne einfach nicht müde werden sich ergriffen ans Herz zu packen und zu betonen, wie sehr sie von ihrer Zuhörerschaft angespornt werden. Nicht immer leicht zu glauben, wenn der Großteil der Anwesenden das Bemühen der Musiker in relativer Regungs- und Teilnahmslosigkeit zur Kenntnis nimmt. In Berlin aber ist das weder Seltenheit noch Indiz für Abneigung. Denn die sympathischen Schweden machen live einfach großen Spaß. Das wusste der überschaubare Zuschauerkreis auch entsprechend mit Applaus zu würdigen.

Rund 50 Leute mögen sich an jenem kalten Mittwochabend ins immer lohnende Wild at Heart aufgemacht haben, um dem melodischen Hardcore der alteingesessenen Nordeuropäer zu lauschen. Vor denen stand der Auftritt von OPERATION DROPKICK, einer jungen Combo aus Rostock, die mit reichlich Gefolge und fotografierenden Elternteilen in der Hauptstadt Einzug hielt. Auch der bemühte Fünfer bot eine Mischung aus Punk und Hardcore, mal mit rockigen Einschüben und meist mit plärrendem Schreigesang. Ein wenig Proberaumcharakter hatte die solide Darbietung, Hochgefühle wollten über die aber keine aufkommen.

MISCONDUCT hatten Raumklang und Hitdichte hingegen auf ihrer Seite und schöpften aus den letzten beiden Alben „United As One“ (u.a. „I Refuse“, „No Boundaries“) und „One Step Closer“ aus dem Vollen. Vor allem das jüngste Werk, das wie eine technisch glattere Neuauflage des furiosen Vorgängers wirkt, wurde fast vollständig dargeboten. Leider inklusive der Schunkelversion von „Side By Side“, das zum Abschluss der einstündigen Show aber auch noch mal in der kraftvollen Variante zum Besten gegeben wurde.

Verblüffenderweise wurden die Beiträge der 2003 veröffentlichten Platte „United As One“ durchweg als „old songs“ angekündigt. Dabei wurde mit Ausnahme von „Wasted Life“ im Grunde gar kein wirklich altes Stück gespielt! Dafür gab es den SOCIAL DISTORTION-Klassiker „Don’t Drag Me Down“ und hin und wieder ein paar über die Tanzfläche fegende Körper. Der Schau war es von Frontmann Ollo mitunter fast ein bisschen zu viel. Jedoch überwiegte die Gefälligkeit der treibenden Melodien, der simpel auf Parolen ausgerichteten Texte und der hymnischen Street-Punk-Anleihen. Trotz kleinerer Abstriche ein rundum gelungenes Gastspiel.

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