25.01.2008 – Reel Big Fish / Streetlight Manifesto – Berlin, Magnet

Das Schicksal mancher Vorband ist ein leidiges. Als Konzertgänger ist man es gewohnt, dass der erste Gig des Abends je nach Bekanntheitsgrad der auftretenden Musiker verschwindend kurz ausfällt. Im Sinne der Erweiterung des wertvollen Erfahrungsschatzes oftmals zu recht. Was sich aber auf der Tour von REEL BIG FISH abspielte, ist an purer Frechheit kaum zu überbieten. Das klassische kalifornische Ska-Gespann bat zum Rundumschlag durch mehr als 15 Jahre Bandhistorie. Mit allen Hits, gebotener Lässigkeit und STREETLIGHT MANIFESTO im Vorprogramm. So weit, so gut.

Der Abendablauf im ausverkauften Berliner Magnet mahnte zugunsten einer vor Mitternacht startenden Party zur Eile. Um kurz nach acht öffneten sich die Türen, um halb neun bereits standen STREETLIGHT MANIFESTO auf der Bühne. Publikum war spärlich vertreten, kaum mehr als 50 Zuschauer erlebten den Opener „We Will Fall Together“. Das änderte sich rasch, was vor allem der mitreißenden, enervierenden und soundtechnisch schlicht brillanten Vorstellung des Septetts aus New Jersey entsprang. Zwischen den Songs gaben sich Tomas Kalnoky und seine Mitstreiter wortkarg. Nach kaum 35 Minuten wusste man wieso.

Ein wenig entschuldigend verabschiedete sich das Gespann, die Rufe nach Zugaben wurden vom Aufflammen der Clubbeleuchtung und Mucke vom Band abgewürgt. Unmut machte sich breit. Verständlicherweise, schließlich hatte man es hier nicht mit einer unbekannten Combo aus dem Hintertupfingen zu tun, sondern einem der letzten wirklich hochkarätigen Vertreter des Ska-Punk. Die Empörung wäre sicher gemildert worden, hätten REEL BIG FISH im Anschluss nicht mehr als zwei Stunden Spielzeit für sich selbst in Beschlag genommen. So aber verstummten die Rufe nach STREETLIGHT MANIFESTO auch in der Folge nicht.

Dabei war es keineswegs so, als hätten REEL BIG FISH nicht verstanden, für gute Laune zu sorgen. Mit Hits wie „Sell Out“, ihrem „Take On Me“-Cover oder dem launigen „I Want Your Girlfriend to be My Girlfriend” gefiel ihre rockige Ska-Variante, wenn sie ihr ausuferndes Set auch mit einer unübersehbaren Routine abspulten. Was wirklich nagte war die fehlende Relation. Und ein bisschen mehr Solidarität gegenüber den Tourkollegen, nicht zuletzt deren verprellten Fans wäre eindeutig angebracht gewesen. Auf seine Kosten kam nur, wer ausschließlich wegen dem Hauptprogramm gekommen war. Versöhnlich stimmen wollte das auch nachträglich nicht.

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