Wenn sich zwei Bands wie LESS THAN JAKE und ZEBRAHEAD an einem Abend die Bühne teilen, dann kann man sich auf viele schlüpfrige Witze gefasst machen. Bevor das Partyvolk aber richtig ins Schwitzen kam, begannen SONIC BOOM SIX aus England gegen acht Uhr ihr Set. Erst vor wenigen Tagen erschien mit „Rude Awakening“ eine Art Best-Of ihres bisherigen Schaffens, welches von Sängerin Laila auch gleich artig angepriesen wurde. Auf Platte bleibt die Mischung aus Ska, Punk, Rock und sogar HipHop-Anleihen ein wenig gewöhnungsbedürftig, was aber in erster Linie am schrillen Gesang der kleinen Sängerin liegt.
Live hört sich das nicht viel anders an, womit ich übrigens heute keine Exklusivmeinung hatte. Die kleine Laila hüpfte und boxte jedenfalls während des gesamten Sets in bester Tae Bo Manier auf der Bühne herum und sorgte mit ihrem Organ für glühende Ohren. Ihre männlichen Kollegen taten meist auch etwas für die Ausdauer, Vorwürfe konnte man ihnen in Punkto Einsatz kaum machen. Nur überspringen wollte der Funke nicht so wirklich. ZEBRAHEAD wirkten im Vergleich zu SONIC BOOM SIX auf der Bühne übermächtig groß. Als wenn sie wenigstens zwei Köpfe größer wären, wirkte ihr Auftreten deutlich souveräner. Verstärkung hatten sie sich von DEATH BY STEREO geholt, da ihr Gitarrist in der Heimat weilte.
Los ging es mit „Rescue Me“ und die Halle tobte. Fast der gesamte Bereich bis zum Mischpult ging ab, sang lauthals mit und auch auf der Bühne herrschte ähnlicher Bewegungsdrang. Man muss eine Band wie ZEBRAHEAD gewiss nicht mögen, aber wie man eine Menge zum Toben bringt, dies wissen die Jungs nur allzu gut. Obwohl ich mit dem Material nur am Rande vertraut bin, waren mir doch etliche Songs bekannt. Beim zweiten oder dritten Titel sollten sich alle in der Halle setzen und dann aufspringen. Kennt man, aber nach so kurzer Zeit ist das eher eine Seltenheit. Der Bitte kamen übrigens etwa 80-90% der Leute nach. Wer war hier noch mal der Headliner? Es folgten die üblichen Sex-Witzchen und Muschi-Sprüche, die auf Dauer etwas nerven, im Rundblick aber für scheinbar ordentlich gute Laune sorgten. Eine Wall of Death wurde erfolgreich initiiert, diverse Circle Pits zum Britney Spears Cover „Oops, I Did It Again“ gefordert, eine wichsende Biene sorgte für ein kurzes Intermezzo und im letzten Drittel präsentierte sich der durchtrainierte Sänger dann auch (endlich) mit blanker Brust. Es war also eine Menge los, die relevanten Hits mit „Anthem“ zum Schluss waren dabei und besser kann eine Vorband eigentlich nicht wegkommen. Niveaulos, aber jederzeit unterhaltend.
Für LESS THAN JAKE war die Halle also ordentlich aufgeheizt. Angesichts des Budenzaubers, den ZEBRAHEAD zuvor veranstalteten, schien die Stimmung in den ersten Reihen bei den Jungs aus Gainesville anfangs fast verhalten. Bei ihnen hat sich nicht viel getan, außer dass Sänger und Gitarrist Chris einige Pfunde mehr auf den Hüften spazieren trug. An den Gig im Kölner Gloria zwei Jahre zuvor kamen LESS THAN JAKE an diesem Abend nicht heran. Trotz guter Laune, dummer Sprüche und den üblichen Hits. Damals passte einfach alles und das Gloria macht auch mehr her als die Live Music Hall. Das Set unterschied sich ein wenig von den letzten Begegnungen. „Liquor Store“ fand mal wieder seinen Weg ins Programm und auch von der neuen „TV/EP“ wurden zwei Beiträge zum Besten geben. Ansonsten gab es einen gewohnten Rundgang durch die Historie. „Johnny Quest“, „Automatic“, „Last One Out Of Liberty City“, „Al’s War“, „Look What Happened” oder „The Ghost Of Me And You” durften nicht fehlen.
Genauso wenig wie Lästereien über Chris‘ Ex-Frau, die Forderung nach Circle-Pits oder eher unfreiwillig komische Tanzeinlagen von zwei jungen Menschen aus dem Publikum. Alles war irgendwie bekannt, aber LESS THAN JAKE sind live einfach eine Bank und einen schlechten Tag gibt es bei ihnen scheinbar gar nicht. Insofern behielt die Band das gewohnte einfach bei. Nämlich prompte, einwandfreie und teils mitreißende Unterhaltung.