Am spannendsten sind Konzerte von SAMIAM immer dann, wenn die Kalifornier gerade ein neues Album veröffentlicht haben. Gut, das war in den letzten 11 Jahren nur dreimal der Fall – und führte bei „Whatever’s Got You Down“ auch nicht gerade zu Begeisterungsstürmen. Das aktuelle Werk „Trips“ hingegen weckt Erinnerungen an die Glanzzeit der Band in den späten Neunzigern, als sie mit „Clumsy“ und „You Are Freaking Me Out“ zum Klassiker wurde und 2000 den Höhepunkt „Astray“ folgen ließen.
Die Rückkehr zu alter Stärke scheint die (an Drums und Bass) personell einmal mehr veränderte Band auch auf der Bühne zu beflügeln. Die Resonanzen auf „Trips“ jedenfalls sind überschwänglich und dass SAMIAM selbst mit dem Ergebnis zufrieden sind, ließ sich bereits am Beginn ihres Gastspiels im Berliner Festsaal Kreuzberg ermessen. Denn der Auftakt gehörte, angefangen mit dem künftig bei Liveshows sicher obligaten „80 West“, komplett Beiträgen der neuen Platte.
Zuvor aber gab es mit OFF WITH THEIR HEADS eine Vorband mit matschigem Sound. Nur ließ sich das Trio aus Minnesota davon weder aus der Ruhe bringen, noch den Spaß am treibenden und mehrstimmigen Indie-Punk verderben. Zu SAMIAM jedenfalls passten sie damit wie die Faust aufs Auge. Zu ausgelassener Stimmung führte das zwar nicht, aber die sympathischen Herren hinterließen Eindrücke, die man auch nicht missen – und bei besserer Akustik in naher Zukunft gern auch noch einmal durchleben möchte. Aber weshalb die geschätzt 250 Zuschauer gekommen waren, blieb ohnehin offenkundig.
Natürlich wegen SAMIAM. Aber auch wegen der Gästeliste. Als Frontmann Jason Beebout nämlich in die Menge fragte, wer denn umsonst in den Kreuzberger Club gelotst wurde, reckte eine stattliche Zahl der Anwesenden die Hand in die Höhe. Beim nahezu unverschämten Eintrittspreis von 20 Euro sollte dies aber auch nicht weiter verwundern. Aber SAMIAM sind nicht irgendeine x-beliebige Band, die man für Umme mal teilnahmslos mitnimmt. Und so rechtfertigte ein beträchtlicher Teil der geladenen Gäste ihre Anwesenheit mit vollem körperlichem und stimmlichem Einsatz.
Dass der Sound jenseits von überzeugend blieb, hinderte weder Band noch Publikum. Vor der Bühne tobte der Pulk und intonierte jeden Song nach Leibeskräften, an Instrumenten und Mikros gaben die Musiker darüber einmal mehr alles. Neben frischen Beiträgen wie „El Dorado“ oder „Over Now (Dead)“ sorgten bewährte Hits wie „Mexico“, „Dull“, „Factory“, „She Found You“, „Mud Hill“, „Full On“, „Capsized“, „Sunshine“ oder „Stepson“ für furiose Stimmung. Es war eigentlich also alles wie immer mit SAMIAM. Nur das neue Album ist endlich wieder hervorragend!