24.08.2024 – Oiro / Cocktailbar Stammheim – Düsseldorf, Büdchentag

Der Büdchentag ist Düsseldorfer Kulturgut! Einmal im Jahr putzen sich zahlreiche Kioske der Landeshauptstadt heraus und locken neben dem gewohnten Angebot an Services, Snacks und Kaltgetränken mit musikalischer Unterhaltung. Das kann den Einsatz von DJs bedeuten, aber auch das Auftreten von Bands. Solchen wie den Post-Punks OIRO, die zur „Büdchen-Tour“ luden und an drei ausgewählten (oder besser: berufenen) Etablissements je fünf Songs zum Besten gaben, ehe es, begleitet von einem Pilgerzug aus Fans und Interessierten, zur nächsten Station ging. Den ersten Stopp bildete zur Mittagszeit der Y-Getränkemarkt in Flingern, vor dem sich rund 70 Menschen einfanden und den durch Grünpflanzen separierten Sitzbereich in Beschlag nahmen.

An kaltem Bier – und anderen Getränken – bestand naturgemäß kein Mangel (Büdchentag eben!), so dass neben den Erwachsenen auch die mitgebrachten Kinder adäquat versorgt schienen. Die Band postierte sich samt Drum-Computer direkt neben dem Eingang und bot bei gutem Freiluft-Sound binnen einer Viertelstunde Songs aus verschiedenen Schaffensphasen: „Killing Joke“, „Klauen ohne Knast“, „Wir pissen weiter in den Schnee“, „Vergiftete Pfeile“ und „Zehnerschlüssel“ (vom aktuellen Album „Ra ta tat ta ta“). Dabei wurde es auch mal lauter, während die Texte mit Rachut-Charme angenehm rotzig vorgetragen wurden. Danach gab es hier und da noch ein Pläuschen, Abbau und die Fahrt zum nächsten Haltepunkt. Da konnte man sich der Ansage von Sänger Jonny Bauer als vorauseilendem Fazit nur anschließen: „Danke, ihr Arschlöcher!“

Das Kiosk Stehcafe (ebenfalls in Flingern) zog am frühen Nachmittag eine gute Schippe mehr Publikum. Ergo tummelte sich eine erweiterte Hundertschaft auf den umliegenden Gehsteigen und gestaltete die konstante Bereitstellung von gekühltem Bier für die Betreiber zunehmend herausfordernd. Neben OIRO traten auch die großartigen COCKTAILBAR STAMMHEIM auf. Das mehrte den Reiz doch erheblich, denn live gibt es das Duo nicht mehr allzu oft zu erleben. Oder, wie es in eigenen Worten der Band hieß: „Wir sind so ´ne Geburtstagsband geworden.“ Eine der Besonderheiten von COCKTAILBAT STAMMHEIM ist der Lo-fi-Ansatz. Denn die Musik wird von zwei Gitarren und einem Fußschlagzeug getragen. Die Wirkung mindert das nicht im Geringsten.

Das Set, das u. a. mit „Einmal Lebensrettung, bitte“, „BB Allin“, „Wäre wäre“, „Landrattenromantik“, „S.K.H.A.E.“, „Jagd der deutschen Einheit“, „24/7“ und „Aufstehen, überleben, wieder ins Bett gehen“ nicht an Hits sparte, wurde vom Pulk dankbar angenommen und vereinzelt auch textlich begleitet. Nach einer längeren Umbaupause dann OIRO, die mit „ACDC“, „Fahr zur Hölle MPU“, „Als was geht Gott an Karneval“, „Prepaid-Pleite“ und „Gewalt am Mittwoch“ das nächste dankbar abgefeierte Fünfer-Song-Paket präsentierte. Es fühlte sich einfach richtig an, nachmittags mit Bier in der Pfote auf einem Bürgersteig zu lungern und Punk auf die Ohren zu bekommen. Genau so muss der Büdchentag sein!

Während sich OIRO danach in Richtung Oberbilk zur Trinkhalle Beder aufmachten, um mit DR. DRECK das Pflaster zu teilen (es war auch noch von einer vierten Station am Abend die Rede), ging es für den Schreiber dieser Zeilen zum Hermann-Spielplatz, um Kinder einzusammeln und andere Seiten des Büdchentags zu erleben. Bis zum nächsten Jahr!  

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