22 Bullets (F 2010)

22-bulletsGanze 22 Kugeln hat sich der ehemalige Gangster Charly Mattei (Jean Reno) in einer Tiefgarage eingefangen. Schwer verletzt und im Anschluss sichtbar gezeichnet, konnte er das Attentat überstehen. Warum es so weit kommen musste, ist dem ehemaligen großen Mann der Unterwelt von Marseille ein Rätsel, schließlich hat er sich offiziell zurückgezogen und will ein gewaltloses Leben mit seiner Familie führen. Doch sein Gegner ist gleichzeitig sein vermeintlich bester Freund und ehemaliger Weggefährte Zacchia (Kad Merad). Dieser hat das Geschäft seines alten Freundes nach dessen Weggang übernommen und will nun ins Drogengeschäft einsteigen. Doch genau dies hat Mattei sein Leben lang vermieden. Zwei Welten prallen nun aufeinander.

Während Richard Berry als Schauspieler seine Erfahrungen in mehreren Dutzend Filmen sammeln konnte – darunter „Ruby & Quentin“ mit Jean Reno –, ist er als Regisseur ein recht unbeschriebenes Blatt. Das merkt man seinem recht ruppigen Rache-Film „22 Bullets“ immer wieder an, da Berry sich scheinbar mit einer simplen und geradlinigen Erzählung nicht begnügen wollte und sowohl bei manchem Nebenstrang als auch bei mancher Nebenfigur etwas über das Ziel hinausschießt. Entweder wirkt der Film dann zu gewollt, oder aber recht unrealistisch. Mit Jean Reno („Godzilla“) hat Berry erst einmal aber das aktuell charismatischste Gesicht des französischen Films für die Hauptrolle gewinnen können. Große Anstrengungen braucht dieser für die Rolle des Charly Mattei kaum, deckt er dessen unterschiedliche Facetten – vom sorgsamen Familienvater bis hin zum knallharten Rächer – doch mehr als gekonnt ab und verleiht seiner Figur Menschlichkeit inmitten der Gewalt.

Das Tempo des Films stimmt grundsätzlich, langweilig wird es nie. Manches wird nur angerissen, kurz erzählt, ohne dass es aber die Story irgendwie weiterbringen würde. Allein die Familiengeschichte von Jean Reno reicht bspw. für einen ganzen Film. Dazu werden selbst kleinere Handlanger irgendwie in die Geschichte eingebaut, was die Erzählung mitunter holprig gestaltet. Dass manche Figur arg überspitzt wirkt, gibt dem Film etwas comichaftes. Dazu durchbricht Berry immer wieder mit unnötigen Verfolgungsjagden, Familiengeschichten und unrealistischen Handlungen der Protagonisten die eigentlich spannende und routiniert inszenierte Rachetour. Dabei geizt Berry vor allem nicht mit Gewalt, was die Altersfreigabe in diesem Falle mehr als nur rechtfertigt. Diese geht in erster Linie von Kad Merad („Willkommen bei den Sch’tis“) aus, dessen Bösewicht jedoch in mancher Hinsicht unnötig übertrieben wirkt.

Auch er hat ein ausgeprägtes Familienbewusstsein und gibt auf Festen gern den großen Freund. Auf der anderen Seite ist er ein skrupelloser, menschenverachtender Despot, dem in diesen Momenten überhaupt nichts heilig ist.
Als ordentlicher Rache-Thriller mit einem guten Jean Reno funktioniert „22 Bullets“ allemal, aber angesichts der teils fragwürdigen Erzählung wäre hier mit einem erfahrenen Regisseur noch deutlich mehr möglich gewesen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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